Shin Megami Tensei V – Ein höllischer Trip

Sephiroth
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Megami Tensei ist schon eine recht alte IP, mit der ich bisher allerdings dennoch abseits von Devil Survivor Overclocked noch nie wirklich in Kontakt getreten bin. Um so spannender nun für mich, mit dem fünften Hauptteil der Serie einzusteigen. Da die ersten Titel außerhalb Japans zunächst nicht veröffentlicht wurden, wird die Reihe im westlichen Markt nach den ersten veröffentlichten Ablegern häufig auch als Shin Megami Tensei bezeichnet.

Die Geschichte von Shin Megami Tensei V (kurz: SMT V), das am 12. November 2021 für Nintendo Switch erschien, beginnt relativ harmlos und fast schon ein wenig klischeebehaftet in einer Schule in Tokio. Unser Protagonist, einer der Schüler, begibt sich mit einigen Klassenkameraden nach einem weiteren Tag des Lernens auf den Nachhauseweg. Doch der gewohnte Weg dorthin ist durch einen abgesperrten Tatort blockiert und verhindert somit ein Weitergehen.

Kurz darauf verschwindet einer der Klassenkameraden. Bei der Suche nach diesem, werden der Protagonist und offenbar ein paar weitere Schüler in eine andere Welt gezogen, die sehr postapokalyptisch anmutet. Später wird klar, es ist wohl das zerstörte Tokio etwa 20 Jahre später.

Aus dem Nichts wird unser Held von Dämonen angegriffen, welche aber direkt von einem Unbekannten aufgehalten werden. Dieser schindet keine Zeit, reicht dem stummen Protagonisten die Hand und die beiden fusionieren zu einem neuen Wesen mit… unglaublich langen Haare! Mir ist zwar nicht klar, wieso zwei Personen mit recht kurzen Haaren zu einer mit Haaren bis zu den Knöcheln verschmelzen können… aber was solls! Es sieht super aus und Haare können ohnehin nie lang genug sein. (Das ist eine naturgesetzliche Tatsache!)

Von nun an ist der Held ein Nahobino, ein höheres, gottartiges Wesen und der mysteriöse Fremde, das Proto-Scheusal Aogami, seine innere Stimme, die ihm die Welt und die Gegebenheiten erklärt. So weit er sich selbst erinnern kann wohlgemerkt. Denn sein Gedächtnis ist lückenhaft und wird im Zuge der interessanten Story nach und nach rekonstruiert. Wodurch auch wir selbst immer besser verstehen, was hier überhaupt passiert ist!

Schwächen werden ausgenutzt!

Mit der neuen Macht und dem Wissen von Aogami, stürzen wir auch direkt in den ersten Kampf. Das Kampfsystem in Shin Megami Tensei V ist relativ einfach zu verstehen, kann aber dennoch recht anspruchsvoll werden. Vor allem gegen Bosse!

Grundsätzlich gibt es dank rundenbasierendem System keinen Zeitdruck und man kann in Ruhe die eigenen Schritte planen. Zu Beginn gibt es außer einem normalen Angriff noch nicht viel zu tun, aber weitere Fähigkeiten kommen stetig hinzu, sofern man gewillt ist, sie seinem Helden beizubringen.

Eines der Kernelemente der Serie ist dabei das Anfreunden bzw. Rekrutieren der gegnerischen Dämonen – hier mit dem Kampfkommando “Talk” auswählbar. Man kann das Ganze grob mit Pokemon vergleichen. So kann man jedem Gegner im Kampf gegenübertreten und einfach… mit ihm reden! Stellt man sich geschickt an und spendiert dem Dämon gegebenfalls ein paar Items oder Macca (die Währung im Spiel), schließt er sich einem an und steht fortan für gemeinsame Kämpfe zur Verfügung.

Es können neben dem Protagonisten, der anders als in Pokemon selbst aktiv mitkämpft, bis zu drei Dämonen gleichzeitig im Kampf agieren. Die Dämonen können dabei im Kampf jeder Zeit gegen weitere auf der Ersatzbank (die im Spielverlauf immer größer wird) ausgewechselt werden, auch wenn ihre Lebenspunkte auf Null gefallen sind. Game Over heißt es erst dann, aber dafür auch immer sofort, wenn unser Protagonist im Kampf geschlagen wird. Daher sollte man im Zweifel vor allem auf sein Überleben achten.

Für jeden aktiven Kämpfer gibt es einen eigenen Aktionspunkt. Der Clou ist, dass diese Aktionspunkte jeweils einmal verdoppelt werden können, landet man etwa einen kritischen Treffer beim Gegner, oder erwischt dessen Schwachstelle. Und da es keinen Initiativewert gibt, werden so erst einmal sämtliche Eingaben für die eigene Gruppe abgefragt, bevor der Gegner am Zug ist. Natürlich funktioniert das Ganze aber auch in die andere Richtung. Daher gilt es, die frei herumlaufenden Dämonen in der Oberwelt nicht einfach anzurempeln, sondern sie mit einem Schwertschlag zu begrüßen, um so gut wie immer auch den Erstschlag im Kampf ergattern zu können.

Außerdem gibt es noch Spezialattacken, die Magatsuhi Skills. Diese laden sich (wie zum Beispiel in den Final Fantasy Teilen) nach und nach im Kampf auf und können verschiedene Effekte entfesseln. Zu Beginn steht uns dabei nur ein Skill zur Verfügung, der uns eine Runde lang für jeden Angriff einen Volltreffer verspricht. (Wer bis hierher gut aufgepasst hat, weiß, dass uns dies im Idealfall direkt acht Angriffe mit Volltreffergarantie einbringt!)  

Diese Skills können genutzt werden, ohne einen Aktionspunkt zu verbrauchen. Daher ist es ratsam, sie direkt zu Beginn eines Zuges zu aktivieren, damit jedes Teammitglied davon profitiert. Natürlich kann man diese aber auch für besonders brenzliche Situationen, etwa in Bosskämpfen, aufsparen.

Was die vielen Aktionspunkte betrifft, gibt es aber noch etwas Wesentliches zu sagen: verfehlt man einen Gegner oder wirkt einen Zauber, gegen den er immun ist, selbst wenn dies nur einen Gegner bei etwa einem Flächenangriff zum Beispiel mit dem Blitzelement ist, werden einem rigoros unterschiedlich viele Aktionspunkte weggenommen.

Aber auch dies gilt ebenso für den Gegner, was bedeutet, dass ein geschicktes Zusammenstellen der eigenen Party und eine gute Kenntnis der gegnerischen Angriffe, sehr schnell zu einem abrupten Zusammenfall der gegnerischen Offensive führen kann.

(Es wirkt übrigens zu Beginn etwas irritierend, dass im Kampf und im Menü diverse Begriffe nicht übersetzt wurden. Das ist zwar selbst für einen nicht sehr Englisch affinen Spieler kein großes Problem, wirkt aber unfertig bzw. etwas faul… da hilft auch der Hinweis auf der offiziellen Website nichts, dass Shin Megami Tensei V mit japanischer und englischer Sprachausgabe verfügbar ist und “nicht vollständig ins Deutsche übersetzt” wurde.)

Stärken und Schwächen sind in diesem Spiel also noch gewichtiger, als in den meisten anderen Genrevertretern und tragen maßgeblich zum Sieg oder zur Niederlage bei. 

Besonders bei Bossen ist es überlebenswichtig, deren Resistenzen, Anfälligkeiten und auch Offensivoptionen im Auge zu behalten.

Schwer, aber fair!

Das Kampfsystem bleibt daher stets abwechslungsreich, da uns ständig andere Gegner mit anderen Stärken und Schwächen gegenüber stehen. Ein blindes Durchrushen durch die normalen Kämpfe, mit den immer gleichen Abläufen, findet hier also eher weniger statt. Zumindest was den normalen Schwierigkeitsgrad betrifft.

Den einfachen habe ich nicht ausprobiert, soll sich aber eben wirklich einfacher anfühlen. Man kann jedoch im Spiel selbst zu jeder Zeit zwischen dem normalen und dem leichten Grad wechseln. Lediglich der schwere Modus ist nur zu Beginn des Spiels auswählbar und muss dann auch beibehalten werden. Dieser dürfte aber wirklich nur für erfahrene Spieler zu empfehlen sein, denn schon auf normal sind reguläre Kämpfe zwar nicht schwer, können aber auch schon etwas fordernder sein.

Vor allem die Bosskämpfe aber können es in sich haben! So hatte ich in den ersten 5, 6 Spielstunden nahezu kein Probleme, habe aber beim ersten, größeren Boss direkt 3 Anläufe gebraucht. Dort sind schon Strategie und Taktik gefragt und manchmal hilft auch ein Quentchen Glück. Dazu sei zu sagen, dass sich das Spiel auch bei kleinen Frustmomenten nie wirklich unfair anfühlt, sondern eben genau nach dem, was es (je nach Schwierigkeitsgrad) auch sein soll. Man sollte allerdings lieber regelmäßig speichern und nicht blindlinks vorpreschen und in immer neue Dämonen hineinlaufen, da ein plötzliches Game Over dann doch für Ärger und vor allem den Verlust von wertvoller Spielzeit führen kann, denn eine Automatische- oder Schnellspeicherfunktion gibt es nicht.

Für diejenigen, die einfach nur die Story genießen wollen oder für die selbst der leichte Modus noch zu fordernd ist, gibt es außerdem per kostenlosem Download über den eShop noch einen Casualmodus oben drauf, mit dem sich das Spiel quasi im Schlaf spielen lassen soll.

Man kann hier durchaus sagen, dass eine wohl perfekte Balance für alle Arten von Spielern geschaffen wurde. Und das Wichtigste: das Kampfsystem macht wirklich Spaß und hält auch über lange Strecken bei Laune! Zudem fühlt sich angenehm frisch an, obwohl ich durchaus einiges an Erfahrung in Sachen JRPGs mitbringe.

Die Geschichte entfaltet sich langsam, bietet aber definitiv mehr, als man anfangs erahnen würde…

Epische Ausmaße

Anbei sei noch gesagt – denn das Spiel selbst weist auch ausdrücklich darauf hin – der Schwierigkeitsgrad beeinflusst die Story in keiner Weise. Und wo wir schon von der Story reden… diese ist sehr spannend und auch gut inszeniert. So viel sei gesagt, ohne aufgrund von Spoilergefahr zu sehr ins Detail gehen zu wollen.

Auch die Schauwerte in den Sequenzen können sich sehen lassen. Es bleibt lediglich der kleine Wermutstropfen, dass viele Dialoge nicht vertont sind und wenn, dann auch keine deutsche Sprachausgabe verfügbar ist. Beides recht typisch für japanische Rollenspiele, nichtsdestotrotz schade, dass dies im Jahre 2021 immer noch der Fall ist.

Erwähnt sei an dieser Stelle noch, dass man den Ausgang der Story, durch die durchaus recht unterschwellig wirkenden Antwortmöglichkeiten des Protagonisten in Dialogen, beeinflussen kann. 

Es ergibt sich dadurch also auch ein gewisser Wiederspielwert…! (New Game+ inklusive)

Aus zwei mach eins, aus alt mach neu!

Ein weiteres Kernfeature des Spiels bzw. der gesamten Reihe ist die Monsterfusion! Recht früh im Spiel bekommt man die Möglichkeit, zwei, manchmal auch mehrere Monster miteinander verschmelzen zu lassen, um daraus einen ganz neuen Kämpfer zu erschaffen. Dafür benötigt der Protagonist je nach Dämon einen gewissen Mindestlevel und natürlich auch kompatible Monster.

Der Vorteil davon sind nicht immer nur stärkere Mitstreiter – denn oftmals sind die Statuswerte sehr ähnlich oder nur anders ausbalanciert – sondern vor allem neue Monster mit höherem Level und gleichzeitig niedrigerem XP Bedarf für den nächsten. Höherer Level = Höhere Werte = Profit! 

Und natürlich verfügt jedes Monster über eigene Stärken, Schwächen und Movesets. Die meisten Attacken können dabei auch bei einer Fusion an das neue Monster weitergegeben werden, wobei einige Monster auch über spezielle Fähigkeiten verfügen, die nur sie erlernen. Außerdem sind Dämonen auch unterschiedlich begabt im Umgang mit den verschiedenen Elementen, wobei ein Plus und ein Minus mitsamt einem Zahlenwert bis zur 9 anzeigen, wie gut sie damit umgehen können.

So kann eine Fähigkeit der “Eltern” bei ihnen selbst zum Beispiel neutral genutzt werden, beim neuen Dämonen aber mit einer erhöhten Affinität von etwa +3. Dies bedeutet mehr Schaden bzw. mehr Heilung aber auch einen geringeren MP Verbrauch. Man profitiert also doppelt davon. Außerdem kann man sich so sehr individuelle Movesets zusammenstellen und seinen Dämonen spezielle Rollen zuweisen.

Zusätzlich findet man aber im Spielverlauf auch immer wieder Items, die Statuswerte und auch Affinitäten verstärken können. Zu Beginn sind nur vier Fähigkeiten pro Dämon nutzbar, dies kann aber durch die Fähigkeiten des Protagonisten erweitert werden…

Der Protagonist des Spiels, spielt auch im Kampf eine wichtige Rolle!

Der mächtige Nahobino

Im Zentrum von allem steht unser Held! Im Vergleich zu den dämonischen Kriegern an unserer Seite, kann er nicht fusioniert werden. Dafür levelt er aber konstant mit, wodurch er auch die möglichen Fusionen bestimmt. Bei jedem Level Up werden automatisch einige Statuspunkte auf HP, MP, Stärke, Vitalität etc. zugewiesen. Dies gilt für unseren Helden, als auch für die Dämonen. Zusätzlich dazu stehen uns bei unserem Nahobino jedoch ein bis zwei Punkte zum freien Verteilen zur Verfügung, sodass wir ihn statuspunkttechnisch gezielt einer Rolle zuweisen können. In meinem Fall entschied ich mich für den physischen Offensivkrieger mit einer halbwegs robusten Defensive. Aber auch ein reiner Magier, ein Tank/Supporter, ein gemischter Angreifer oder ein sehr beweglicher und geschickter Angreifer wären hier unter anderem möglich.

Einen komplizierten Skillbaum gibt es hierbei nicht, dafür verfügt unser Charakter aber über Wunder (Miracles), die gegen das Eintauschen von Glorie (Glory) nach und nach neue Fähigkeiten freischalten. Auch hier gibt es viele Optionen, welche in die vier Kategorien Vorherrschaft, Doktrin, Erwachen und Kosmos eingeteilt sind. So kann man die maximale Kapazität an mitreisenden Dämonen erhöhen, Magatsuhi beeinflussen, oder auch die Elementaffinitäten des Nahobino aufbessern! (Diese stehen von Haus aus alle auf neutral).

Im Gegensatz zu den Dämonen erlernt unser Charakter keine neuen Skills durch das Erreichen eines neuen Levels. Stattdessen können wir etwa durch Level Ups unserer Mitstreiter, Nebenquests oder auch durch Kämpfe an die Essenzen der vielen Dämonen gelangen und durch diese deren spezielle Skills an unseren Nahobino weitergeben. Dies funktioniert übrigens auch mit den eigenen Dämonen selbst, um so gezielter Rollen zuzuweisen, ohne ständig auf Fusionen zurückgreifen zu müssen.

So hat man also theoretisch auf lange Sicht Zugang zu fast allen Skills und kann seinen Charakter gezielt aufbauen. Aber auch hier ist die maximale Anzahl an nutzbaren Skills anfangs auf vier begrenzt. Durch Wunder kann diese Grenze sowohl beim Nahobino, als auch seinen Dämonen überschritten werden.

Eine sehr wichtige Wunderfähigkeit erlaubt es später außerdem, die Stärken und Schwächen (Also die Resistenzen, nicht die Affinitäten) der Monsteressenzen an unseren Nahobino weiterzureichen, sodass man zum Beispiel seine natürliche Anfälligkeit gegen das Dunkelelement zu einer Resistenz ausbauen kann – wodurch aber natürlich auch vorherige Resistenzen unter Umständen zu Schwächen werden können. Gerade vor Bosskämpfen kann eine geschickte Umverteilung hier über den Ausgang der Schlacht entscheiden

Außerdem verfügt nur unser Protagonist von Haus aus über die Fähigkeit Items einzusetzen und mit Dämonen zu reden, um sie in unser Team zu holen…

Die Feder ist stärker, als das Schwert

Das Rekrutieren der Dämonen ist (für mich) ein weiteres Highlight des Spiels. Man spricht die Dämonen in Kämpfen an, woraufhin sie einem einige Fragen stellen. Gelingt es, diese geschickt zu beantworten, können die Dämonen für die eigenen Reihen rekrutiert werden. Oft werden auch Items oder bestimmte Geldsummen verlangt, sogar Lebenspunkte können es sein! 

Wenn ein Gegner erfolgreich überredet wurde, endet der Kampf sofort und man hat einen neuen Gefährten. 

Scheitern die Verhandlungen jedoch, fliehen die Gegner entweder, oder aber greifen sofort an und alle sonst zur Verfügung gestandene, eigene Aktionen in der Runde verfallen. Man kann so in einem Kampf also auch mehrfach versuchen, einen Dämonen zu bekehren, wobei er zwar scheinbar nie dieselben Fragen hintereinander stellt, aber man dennoch ein gewisses Gefühl dafür entwickelt, welche Antworten die richtigen sein dürften.

Generell gilt aber auch, dass jeder Dämon etwas anders tickt und die gleiche Antwort auf die gleiche Frage nicht immer auch zum gleichen Ergebnis führt. Die Fragen selbst können dabei durchaus unterhaltsam, wenn nicht gar recht witzig sein, sobald etwa ein Dämon danach fragt, was man so arbeitet, oder warum man so lange Haare hat.

Wie leicht oder schwer es fällt, ein Monster zu überzeugen, hängt dabei sowohl vom Monstertyp selbst ab, als wohl auch von den Mondphasen. Viele Dämonen haben nämlich zu speziellen Mondphasen eine bestimmte Grundstimmung. Auch diese ist aber von Typ zu Typ unterschiedlich.

Und manchmal wird der Mann im Mond, für seinen treuen Dienst belohnt

Die Mondphasen sind ohnehin ein interessantes Feature in Shin Megami Tensei V. Primär geben diese natürlich die Zeit an, die aber nur dann vergeht, wenn wir uns aktiv in der Spielwelt umherbewegen. 

Das kann man gezielt dazu nutzen, um eine ganze Mondphasen zu durchlaufen, denn immer bei Neumond, spawnen neue Dämonen auf der Oberwelt und auch herumliegende Magastuhikristalle, die unsere HP, MP und Magatsuhileiste füllen können, regenerieren sich. Sollte man also mal kein Geld haben, um sich und seine Mitstreiter zu heilen (ja, Heilung kostet in SMT V Geld!), kann man im Zweifel also so wieder ein wenig zu Kräften kommen, aber auch so sind diese Kristalle gern eingesammelte Schätze am Wegesrand.

Natürlich kann man so aber auch gezielte Mondphase ansteuern, um leichter zu Rekrutieren.

Eine weiteren Einfluss nimmt vor allem die Vollmondphase auf unsere Monsterfusionen. Denn bei Vollmond kann es vermehrt zu “Unfällen” bei den Fusionen kommen, wodurch unplanmäßige, vielleicht sogar sehr viel mächtigere Dämonen erzeugt werden können.

Nicht alle Story Charaktere lassen sich einfach in Gut oder Böse unterteilen.

Überleben in der Hölle

Die Oberwelt in Shin Megami Tensei V ist überraschend weitläufig und lädt an vielen Ecken zum Erkunden ein. So gibt es bis zu 200 Miman zu finden (dazu gleich mehr), Items, oder Dämonen, die einen mit Nebenquests versorgen, oder aber einfach nur mit uns reden möchten und dabei manchmal durchaus interessante Dinge zu sagen haben, oder uns sogar beschenken. Es lohnt sich also durchaus, alle aktiven Sprechblasen auf der Karte anzusteuern und nicht zu ignorieren.

An Speicherpunkten, sogenannten Drachenlinien (Im Englischen Leylines) können wir nicht nur speichern, sondern uns auch heilen (wie schon erwähnt, nur gegen Bares!) als auch an zwei besondere Orte reisen: 

Die Kadaverkaverne und die Welt der Schatten

In der Kadaverkaverne versorgt uns der Dämon Gustave, der mich von der Art und Weise ein wenig an Vulgrim und seine Schlangenlöcher aus der Darksidersserie erinnert, im Spielverlauf mit einigen Items und kauft auch gerne gefundene Relikte von uns ab, was uns ein ganz gutes Zusatzeinkommen bescheren kann, da Relikte sich regenerierende Ressourcen im Spiel sind, welche man an Automaten in den Ruinen Tokios finden kann.

Außerdem hat Gustave auch eine große, sich über das ganze Spiel ziehende Aufgabe für uns: Seine kleinen Helferlein, die schon erwähnten Miman finden und zu ihm schicken. Diese kleinen, roten Kreaturen verstecken sich an den unterschiedlichsten Orten der Welt und gewähren uns pro Fund 5 Punkte der wertvollen Glory Ressource, welche wir für unsere Wunder benötigen. Zusätzlich spendiert uns Gustave bei bestimmten Mengen an gefundenen Miman auch noch wertvolle Items oben drauf. Ich hatte doch erwähnt, dass die Welt zum Erkunden einlädt…?

Auch Essenzen kann man Gustave nach und nach abkaufen. Sein Lager wächst dabei mit dem Fortschreiten in der Story.

In der Welt der Schatten erwartet uns Sophia, die Herrscherin über diese Welt. Sie gewährt uns Zugang zu den Dämonenfusionen und die Möglichkeit unseren Helden Wunder und Skills beizubringen.

Außerdem stellt sie ein Kompendium bereit, das ähnlich wie ein Pokedex alle rekrutierten Dämonen erfasst und gegen Bezahlung auch erneut ins Team beschwören kann. Dies kostet allerdings recht viel und wird umso teurer, umso höher die Level der zu Beschwörenden ist. Man kann hier auch regelmäßig seine aktiven Begleiter eintragen lassen, um deren Ist Zustand auch 1:1 so neu beschwören zu können. Das umfasst sowohl den Level, als auch die erlernten Skills.

Schlussendlich kann man bei ihr auch noch einige Tutorials zum Spiel abfragen.

Die Drachenlinien haben übrigens noch eine weitere Funktion: Die Schnellreise. Sobald man zwei Speicherpunkte gefunden hat, kann man beliebig (und kostenlos!) zwischen diesen hin und her reisen.

Vor allem, um erfüllte Nebenquests abzugeben, eine sehr nützliche Sache. Und Nebenquests gibt es durchaus einige und die können sich auch ordentlich auszahlen. Manchmal gibt es Items, die speziellen Dämonenarten neue Magatsuhifähigkeiten gewähren, manchmal schließt sich ein starker Dämon unserem Trupp an, oder es gibt ordentlich XP.

Neben den Nebenquests und den Miman gibt es aber auch immer wieder Items, die gesammelt werden wollen, manchmal sogar in Form von Glory, oder geheime Orte, die allen Dämonen im Team einen kompletten Levelbalken füllen.

Von diesen kleinen Teufelchen, gibt es 200 Stück, teilweise gut versteckt, über das ganze Spiel hinweg zu finden…

Und es sieht sogar noch richtig gut aus…!

Für viele immens wichtig, für mich nur untergeordnet und darum auch erst jetzt im Text zu finden: Die Grafik!

Ja, das Spiel macht verdammt viel Spaß und hat einiges zu bieten, auch für das Auge, denn es sieht einfach nur verdammt gut aus. Es mag vielleicht nicht das hübscheste oder technisch ausgereifteste aller Switch Spiele sein, muss sicher aber auch in keinster Weise vor anderen Größen verstecken. Dazu muss man jedoch sagen, dass vor allem das erste Gebiet – und ja, es gibt danach noch weitere, denn im Kern ist SMT V immer noch ein (großer) Dungeon Crawler – relativ eintönig wirkt. Aber es wird im Verlauf definitiv interessanter!

Auch der generelle Stil und das Dämonendesign sind super gelungen – wobei das natürlich sehr subjektive Punkte sind.

Technisch läuft das Spiel ziemlich gut. Nur selten sind mir ein paar FPS Drops aufgefallen. Weiter entfernte Kreaturen, wie etwa die Miman, sind auf wenige FPS reduziert und bewegen sich erst nach Annäherung flüssig, aber das fällt nicht wirklich störend ins Gewicht.

Einzig der Übergang ins Menü und von dort zurück wirkt sehr stotterig, wobei ich davon ausgehe, dass es genau so beabsichtigt ist.

Lediglich die Minimap lässt ein paar nette Features wie etwa eigene Markierungen, gezielte Ortung von Questgebieten, oder spezifisches Ein- oder Ausblenden der verschiedenen Symbole vermissen.

Mir gefällt außerdem auch der Soundtrack sehr gut. Das standard Kampfthema, der Soundtrack, den man wohl am meisten auf den Ohren haben wird, mag nicht das komplexeste, inspirierendste, außergewöhnlichste, abwechslungsreichste oder spannendste Musikstück sein, das je in einem JRPG in einer Schlacht herhalten musste, aber es zieht einen doch schnell in seinen Bann und wird erstaunlicher Weise nicht langweilig. 

Auch finde ich es nahezu genial gelöst, dass das Stück nicht direkt zu Kampfbeginn gespielt wird, sondern wirklich erst dann, wenn im Kampf der erste Angriff ausgeführt wird. Es fühlt sich durch diesen kleinen Kniff unglaublich dynamisch an. Meisterlich!

Aber auch sonst weiß der Soundtrack zu gefallen, wenn er wenig aufdringlich, aber dennoch präsent im Hintergrund läuft und in Bosskämpfen legt man dann auch mal einen Zahn zu.

Zwischen Himmel und Hölle

Das höllische Gericht urteilt

Shin Megami Tensei V ist nicht weniger als ein Meisterwerk der japanischen RPG Zunft, das sich geschickt der Sammelsucht der Spieler annimmt und durch das Fusionssystem bis zum Ende bei Laune hält.

Die Mechaniken des Kampfsystems sind nicht schwer zu verstehen, aber dennoch sind die Kämpfe komplex und herausfordernd genug, um auch Spieler mit einer hohen Anforderung an den Schwierigkeitsgrad zu bedienen. 

Dazu kommt eine gut inszenierte Geschichte, die zwar etwas spät erst wirklich ansetzt, aber dafür spannend und in schönen Bildern erzählt wird. 

Und auch Auge und Ohren werden gut bedient. Selbst wenn ein Gebiet stilistisch in sich geschlossen ist und nicht allzu viel grafische Abwechslung bietet, ermüdet es nicht und lädt auch bis zum Ende zum Erkunden ein, nicht zuletzt, weil einige Nebenquests erst schaffbar sind, nachdem man einen Charakterlevel erreicht hat, der erst einiges später im Spiel möglich wird. Das Backtracking ist dabei auch nicht frustrierend, dank gut gesetzten Schnellreisepunkten.

Shin Megami Tensei V
100 100 0 1
Manche mögen den Vergleich vielleicht nicht hören wollen und er ist auch nur zum Teil angemessen, aber wer sich immer schon ein “Pokémon für Erwachsene” gewünscht hat, wird hier bei SMT V sicherlich in gewissem Maße bedient. Aber auch sonst ist das Spiel ein MUSS für jeden RPG Fan, das viele, viele Stunden beschäftigen kann.
Manche mögen den Vergleich vielleicht nicht hören wollen und er ist auch nur zum Teil angemessen, aber wer sich immer schon ein “Pokémon für Erwachsene” gewünscht hat, wird hier bei SMT V sicherlich in gewissem Maße bedient. Aber auch sonst ist das Spiel ein MUSS für jeden RPG Fan, das viele, viele Stunden beschäftigen kann.
100/100
Total Score

Pro

  • Geniales, motivierendes Monster- und Fusionssystem
  • Anspruchsvolle, rundenbasierende Kämpfe
  • Interessantes und abwechslungsreiches Dämonendesign
  • Tolle Story
  • Schöne Grafik

Contra

  • Nur teilweise und nicht auf Deutsch vertont
  • Story benötigt etwas Zeit, um anzulaufen
2 Kommentare
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  1. Geschafft! Ich hatte Version für den 3DS gespielt (komplett auf Englisch).
    Was mich gestört hatte, war dass ich ab einen gewissen Punkt nicht wusste, wohin ich als nächstes hin sollte. Also ich wusste weder die neue Mission als Idee noch als Ort und so blieb es dann unvollständig das Spiel und bin auch hier etwas skeptisch.
    Daher die Frage, wie offensichtlich ist es was als nächstes zu tun ist?
    Und was mich störte war ie Monsterfusion. So ein Beispiel von der Idee. Man hatte eine kleine Fee und eine Feuerfrau und diese verwandelten sich dann in einen Hentai-Ziegenbock.
    Daher die Frage: Sind die Fusionen hier “logischer”? Bis auf die Haare?

    1. Moin,

      Also es gab da im Spiel eine einzige Stelle, wo ich kurz überlegen musste, wo es hingeht. War an sich nicht schwer zu finden, aber man wurde nicht direkt darauf hingewiesen, wie sonst im Spiel. Also nein, ist hier kein Problem.

      Würde nicht sagen, dass die Fusionen OPTISCH logisch sind. In SMT ist es wohl eher so, dass die Dämonengattungen bei den Fusionen darüber entscheiden, was herauskommt.

      Und wenn du z.B. ägyptische Götter zur Fusion mitbringst, bekommst du da auch oft andere ägyptische Götter heraus. Folgr also schon irgendwie einem Schema.

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