Persona 5 Tactica im Test für Nintendo Switch

Anno Benedikt
2x1 Nswitch Persona5tactica Image1600w

So langsam bekommt man das Gefühl, dass die Phantom Thieves aus Persona 5 das Kanto-äquivalent von ATLUS geworden sind. Denn just eben diese bunte Truppe wird in Persona 5 Tactica in ein weiteres Spin-off mit eigenem Szenario geworfen. Ihr kennt nur Persona 5 Strikers (-> unser Video-Spieletest)? Dann solltet ihr euch auch Persona Q, oder genauer, Persona Q2 anschauen, aus dem im Groben der Chibi Style des Spiels sich ableitet.

Persona 5 Tactica erscheint am 17. November 2023 auf Windows PC (Steam), Xbox Series X|S, Xbox One, PlayStation 4, PlayStation 5 sowie der Nintendo Switch. Codes für die Nintendo Switch und Xbox Series X wurden uns von PLAION zur Verfügung gestellt.

Um direkt auch mit anderen Referenzen aufzuräumen: Weder Goro, Kasumi (Royal) noch die beiden Teammitglieder aus Persona 5 Strikers sind anwesend. Und auch werden nur kontextlos Ereignisse aus dem Ur-Persona 5 adressiert. Dennoch ist das Spiel sehr einsteigerfreundlich, was die Charaktere angeht. Sofern man damit klarkommt, dass diese einfach schon durch dick und dünn gegangen sowie Freunde fürs Leben und ein eingespieltes Team geworden sind.

Nachtrag vom 20.11.2023: Goro und Kasumi fanden im Rahmen eines DLCs den Weg ins Spiel. Das Herzenswandel-Herausforderungs-Paket erschien ebenfalls am 17.11.2023 zum Spiel und enthält neben den beiden Figuren auch weitere Herausforderungslevel sowie einen kleinen weiteren Storystrang

Nach einem seltsamen Zwischenfall landen die Phantomdiebe in Persona 5 Tactica in einem merkwürdigen Reich, in dem die Bewohner unter einem Tyrannen leben. Als sie von der Militärgruppe ‘Legionäre’ umzingelt werden, schweben sie in höchster Gefahr. Doch dann kommt ihnen die mysteriöse Rebellin Erina zu Hilfe. Im Gegenzug für ihre Hilfe bietet sie der Gruppe ein verlockendes Angebot. Was verbirgt Erina und was steckt hinter dem Angebot, dass sie den Phantomdieben gemacht hat? Das verraten wir euch heute nicht.

In Persona 5 Tactica erwarten euch eine brandneue Story, die Rückkehr von beliebten Charakteren und neue Verbündete und Feinde. Schließt euch in diesem spannenden Kampfabenteuer der Gruppe und ihrer emotionalen Revolution an!

We’re not in Tokyo anymore

Sojiro ist außer Haus und hat den Freunden die Aufsicht über das LeBlanc überlassen, was ohne Besucher zur einfachsten Aufgabe der Welt reichen sollte. Als gerade die Nachricht über einen verschwundenen Politiker in der Flimmerkiste läuft, beginnt es zu Beben und die Truppe wird im Café gut durchgeschüttelt. Als das Beben vorbei ist, ist irgendwas anders und… scheint plötzlich Tageslicht durch die Eingangstüre, wo eben noch Nacht war?

Ein Schritt raus und die Phantom Thieves stehen, eben noch Zivil gekleidet, nun in ihrer Metaverse Montur in einer vermeintlich mittelalterlichen Stadt. Auf Erkundung begegnen sie auch komischen Gestalten, wobei ein paar vermeidliche Soldaten auf vermeidliche Zivilisten losgehen, “Im Namen von Lady Marie!”.

Und schon beginnen die ersten paar Kämpfe, wo als Tutorial wir nach und nach in die Mechaniken eingeführt werden, die Persona 5 Tactica ausmachen. Noch während des Tutorials erscheint bereits erwähnte Lady Marie und unterwirft alle Mitglieder der Phantomdiebe, minus Joker und Morgana, einer Gehirnwäsche. Dabei erfahren wir auch von Maries großem Ziel, welches einem Kamoshida in Unterhosen und Königskrone durchaus das Wasser reichen kann. 

Gerettet von Erina, welche sich als Anführerin der Rebellen in dieser Welt entpuppt, versuchen sich die Diebe wieder zusammenzufinden und herauszufinden, wo sie sind, wie sie dort weg kommen und wie sie die verlorenen Mitglieder retten können.

Und warum ist die Hauptzuflucht der Rebellen ein perfektes Ebenbild eines bekannten Cafés: Das LeBlanc?!

Positionierung ist der Schlüssel

Wie bei einem Persona-Spin-off mit eigener Welt üblich, gibt es neue Regeln, nach denen sie funktioniert. So kann Joker nicht die Fähigkeiten als Wildcard nutzen und nur eine Persona, seine Ur-Persona Arséne, in den Kampf führen. Aber dafür können wir nun fast jedem Charakter eine Sub-Persona zuweisen und ihnen so Statuspunkte-Boost, sowie bis zu zwei extra Skills zuschustern. Im Velvet Room, hier als Rüstungskammer vorzufinden, können wir wie üblich unsere Persona fusionieren und immer bessere erschaffen, jenseits vom EXP Gegrinde in den Kämpfen.

Was ist jetzt noch anders?

  • Es gibt auch kein Resistenzen-System mehr.
  • Alle Fähigkeiten haben immer den Effekt den ihr Typ ausmacht.
    • Feuer zündet Gegner immer an.
    • Hypnose holt Gegner zur Figur heran.
    • Vergessen sorgt dafür, das Gegner vergessen anzugreifen.
    • Und so weiter…
  • Die Schusswaffen der Charaktere haben jetzt auch besondere Eigenheiten.

Hier geht es darum, Achtung, jetzt kommt es, taktisch vorzugehen. Hat keiner kommen sehen, oder? Jedenfalls sind genau dafür diese Änderungen wie gemacht.

So versuchen wir Standard-Gegner aus der Deckung zu pushen. Nahkampfangriff bewegen Gegner immer, und eine kleine Linie zeigt auch wo sie am Ende landen werden. Dabei können wir die Gegner auch gegeneinander klatschen lassen… oder einen befreundeten Charakter. Stehen die Gegner auf weiter Flur und ohne Verteidigung, können wir besagten Standard-Gegner mit einem beliebigen Angriff auf den Boden werfen, zu erkennen an dem “Auf sie” Logo bei der Auswahl. Gelingt uns das, können wir das bereits aus Persona bekannte “Noch 1” auszulösen. Damit erhält der Angreifer noch einen Zug extra, um sich bewegen und anzugreifen. Beachtet die Formulierung, denn auch der Gegner kann “Noch 1” auslösen, ganz wie im Original.

Lösen wir ein “Noch 1” aus, können wir uns wie gesagt nochmal umpositionieren und Angreifen… oooder lösen einen “Zu Dritt”-Angriff aus, was so ziemlich das Untypischste für ein Taktik-Game ist. Liegt der Gegner am Boden und wir mit unseren drei Figuren auf dem Schlachtfeld ein Dreieck um ihn zeichnen, kann eine Figur mit “Noch 1” diesen Angriff auslösen. Und jeder Gegner in diesem Dreieck nimmt schaden. Ein super mittel um vielen Gegner Schaden zuzufügen, aber der Angriff muss wohlüberlegt sein. Was bringt es, wenn wir 5 Gegner treffen, aber die beiden direkt neben dem Auslöser überleben oder sind nicht im Dreieck? Es ist nicht immer eine gute Idee, nur für den Schaden dann am Ende doch auch selber Schaden zu kassieren.

Das Deckungssystem ist ähnlich wie in Mario + Rabbits Sparks of Hope, nur dass diese, abgesehen von offensichtlichen Sprengfässern, nicht zerstört werden kann. Also volle, halbe und gar keine Deckung. In voller Deckung können uns Geschosse von Gegnern nichts anhaben, in halber Deckung kassieren wir nur den halben Schaden. Nahangriffe treffen dennoch immer mit vollem Schaden. Ohne Deckung werden wir wiederum über den Haufen geprügelt, geschossen, geworfen und der Gegner wie erwähnt selbst dann ein “Noch 1”. Persona Skills und andere Fähigkeiten der Phantom Diebe können aber auch volle Deckungen durchbrechen. 

Mit überschaubaren Skillbäumen verbessern wir die Fähigkeiten der Figuren, auf Wunsch auch automatisch oder setzen diese immer wieder neu. 

Und an alle X-Com Veteranen: Eine Art Overwatch gibt es natürlich auch, wenn auch abgewandelt und komplett passiv, aber definitiv nicht weniger taktisch als im Vorbild.

Unsere Zugfähigkeiten stellen wir abseits der Storymissionen in Aufträgen auf die Probe, wo wir etwa mit Joker von einem Ende der Karte zum anderen laufen müssen, und das nur mit der “Noch 1” Mechanik, wobei andere Charaktere die Gegner so zurecht zu bewegen, dass Joker eben diese “Noch 1”-Kette auslösen kann, um durchzusprinten. Als Belohnung winken Skill Punkte für die Skillbäume, Geld, um Waffen zu kaufen und Persona zu fusionieren sowie Personas an sich, von denen wir übrigens nur eine bestimmte Anzahl halten können!

Also fusioniert fleißig, bevor ihr nach einem Kampf bis zu vier einfach nur noch löschen könnt. Für euch herausgefunden… 😥

Alles in allem ist es X-Com Light mit passenden Eigenheiten im Gameplay. Zwischen den Missionen befinden wir uns im LeBlanc, der Hauptbasis der Rebellen, wo wir schwatzen, unser Team mit Skills und Waffen ausstatten, sowie im Velvet Room unsere Personas managen.

Und ja, Persona Fehl-Fusionen sind auch wieder da! *Die Welt ist nicht bereit für Lavenza mit Afro…

Ein Toast auf das Brautpaar

Die Verheiratung der Persona bekannten Mechaniken mit dem Taktstrategie-Genre ist hervorragend gelungen und abgesehen vom etwas für viele ungewohnten Chili-Anime-Art style ist alles im Stil von Persona 5. Musik, Animationen, Bilder. Perfekt– Okay, die Menüs lassen schon etwas den Stil Bombast vermissen, den das Hauptspiel und ebenso Strikers vorgelebt haben. Dennoch ist alles andere wie üblich stilsicher und passt superb. Das gilt für den Humor, aber auch für diverse Thematiken.

Dazu kommt noch der bekannte Voicecast in Japanisch wie Englisch nebst einer Vielzahl an Sprachen bei den Untertiteln, inklusive Deutsch. Die Lokalisierung ist gelungen, jedoch vertut sich der Text ein paar mal in der Anzahl der angesprochenen Personen. So adressiert der Text Skull und Haru als “Skull und die anderen”. 

Natürlich ist nicht alles Sonnenschein in Persona 5 Tactica, aber wir mussten schon wirklich suchen, was uns missfällt. Während Tim etwa das Tutorial als zu lang empfand, geht mir das Konzept nicht auf, wieso ich Schusswaffen im Velvet Room und im Café ausrüsten kann, aber nur im Café kaufen und dafür im Velvet Room nur verkaufen/zerlegen kann. 

Wer sollte sich also Persona 5 Tactica mal anschauen? Fans der Persona 5-Charaktere werden es sicher alleine wegen eben diesen schon auf der Wunschliste haben, dennoch ist Persona 5 Tactica eines: Perfekt für Genre-Einsteiger. 

Wer noch nie ein Taktikspiel gespielt hat, wird langsam herangeführt und kleinere Fehler entmutigen nicht. Der niedrigste Schwierigkeitsgrad ermöglicht es sogar, nicht per se verlieren zu können. Schaffen wir es aber eine Mission abzuschließen und sogar kleinere Nebenaufgaben à la “Beende die Mission in x Zügen” kickt das Dopamin nochmal extra, wenn die Charaktere sich stylisch zum Endbildschirm aufstellen. Und mit den durchschnittlich kurzen Missionen auch sehr Bushaltestellen freundlich solltet ihr euch für die Fassung auf Nintendo Switch entscheiden!

Der Joker im Genre

Persona 5 Tactica
93 100 0 1
Wir erhielten neben der Nintendo Switch-Version zudem Zugriff auf die Fassung für Xbox Series X, wobei es jenseits der Ladezeiten und der offensichtlich niedrigeren Auflösung im Handheld-Modus der Hybrid-Konsole keine nennenswerten Unterschiede gab. Auch Framerate-Einbrüche sind uns nicht aufgefallen. Fans können bedenkenlos zugreifen!
Wir erhielten neben der Nintendo Switch-Version zudem Zugriff auf die Fassung für Xbox Series X, wobei es jenseits der Ladezeiten und der offensichtlich niedrigeren Auflösung im Handheld-Modus der Hybrid-Konsole keine nennenswerten Unterschiede gab. Auch Framerate-Einbrüche sind uns nicht aufgefallen. Fans können bedenkenlos zugreifen!
93/100
Total Score

Pro

  • Stilsicher, wie sein Vorbild
  • Vielzahl an Schwiergkeitgraden
  • Führt ans Genre heran
  • Bushaltestellen kompatibel

Contra

  • Für Iron Man X-Com Hardcore Spieler definitiv zu seicht
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Trustpilot