Baten Kaitos I & II HD Remaster im Test für Nintendo Switch

Sephiroth
Zwei legendäre JPRGs kehren zurück: Mit verbesserter Grafik und neuen Features, die den Spielfortschritt unterstützen, was sie noch leichter spielbar macht!
Baten Kaitos I Ii Hd Remaster

Das Spiel mit dem griffigen Namen Baten Kaitos: Die Schwingen der Ewigkeit und der unendliche Ozean und dessen Nachfolger, welcher eigentlich eine Vorgeschichte erzählt, Baten Kaitos Origins, kamen ursprünglich und exklusiv für den Nintendo GameCube in den Jahren 2004 und 2006 heraus.

Sie wurden von keiner anderen Spielefirma als Monolith Soft entwickelt, die heutzutage vor allem für die grandiosen JRPG Werke der Xenoblade Chronicles-Reihe bekannt sind. In gewisser Weise kann man die Baten Kaitos-Serie also als einen indirekten Vorläufer der künftigen Zusammenarbeit mit Nintendo und der Xenoblade-Reihe sehen.

Nun wurden die Spiele für die Nintendo Switch in Form von Remastern wiederbelebt und im Fall von Baten Kaitos Origins auch erstmals offiziell dem europäischen Markt zugänglich gemacht.

Ob die Neuauflagen ihrem guten Ruf gerecht werden, und auch heute noch so gut funktionieren, wird dieser Test zeigen. Dafür werde ich beide Spiele gleichzeitig besprechen, da sie auch nur im Doppelpack als Baten Kaitos 1+2 HD Remaster zu erwerben sind und abschließend eine Wertung für beide einzelnen Spiele, als auch eine Gesamtwertung angeben. Der Einfachheit halber werde ich dabei in diesem Test die Bezeichnungen “Baten Kaitos 1” für den ersten Ableger der Reihe und “Baten Kaitos 2” für Origins nutzen.

Vor langer Zeit tobte ein mächtiger Konflikt zwischen dem bösen Gott und Menschen. Nach einem zähen Kampf gelang es den Menschen, den bösen Gott aus ihrer Welt zu verbannen, doch ihnen blieb nur noch ein desolates Land. So beschlossen sie, das Land zurückzulassen und von nun an im Himmel zu wohnen.

Diese fantastischen Geschichten wurden als Legenden weitergegeben. Zu jener Zeit besaßen die Menschen Flügel, die Flügel des Herzens, und lebten ein Leben im Frieden – in einer Ära der immerwährenden Ruhe. Doch insgeheim hatte der Untergang bereits begonnen … Als ein junger Mann deinen Namen ruft, den Namen des Geists, entspinnt sich die Geschichte. Eine Geschichte auf einem fliegenden Kontinent im Himmel, wo Gedanken und Gebete zusammentreffen.

Eine Welt voller Hallelujafelsen

In Baten Kaitos gibt es kein wirkliches Festland. Stattdessen spielt sich die Handlung hoch in den Lüften. Städte, Wälder und Flüsse erstrecken sich über kleine oder größere schwebende Landmassen und die menschlichen Bewohner dieser Welt verfügen über Schwingen auch wenn diese sie nur zu einer begrenzten Flugfähigkeit verhelfen und daher für die Reise zwischen den schwebenden Inseln auf Transportgeräte angewiesen sind.

In Baten Kaitos 1 schlüpfen wir in die Rolle von… niemand anderes als uns selbst. Denn auch wenn wir eine Gruppe an Helden in die rundenbasierten Schlachten senden, verkörpern wir nicht wie in den meisten Spielen eine dieser Figuren selbst, sondern sind in Form eines Schutzgeistes des Hauptcharakters Kalas an unsere Heldentruppe und die Geschichte selbst gebunden.

Kalas fungiert dabei als Hauptcharakter unserer ständig wachsenden Partie. Während er selbst zum Start des Spiels und damit der Haupthandlung lediglich von Rache getrieben wird, wird der unfreiwillige Held bald in ein sehr viel tiefer gehendes Abenteuer hineingezogen, in dem er sich mit seinen Mitreisenden gegen das Imperium und den bösen Gott Malpercio stellen muss.

Baten Kaitos 2, was geschichtlich etliche Jahre zuvor spielt, lässt uns erneut in die Rolle des Schutzgeistes schlüpfen. Dieses Mal verbunden mit dem Charakter Sagi. Dieser ist neuer Rekrut einer Spezialeinheit des Imperiums, die eher für die dunkleren Aufträge zuständig ist. So sollen wir den Imperator selbst ermorden. Dies stellt sich jedoch schnell als eine Falle heraus und Sagi muss die Flucht ergreifen.

In beiden Fällen entwickelt sich die Story mit der Zeit und es kommen viele interessante Geheimnisse ans Licht.

Dazu gibt es viele Nebenquests, die in der Regel auf eine weitere, besondere Mechanik beider Spiele zurückgreifen: Die Magnuskarten. Diese sind nicht nur rudimentärer Bestandteil des Kampfsystems (dazu kommen wir später) sondern fungieren auch als die typischen Items, die wir im Inventar lagern können.

So werden Gegenstände in der Welt von Baten Kaitos in diesen Magnuskarten gespeichert bzw. deren Essenz und können auch entsprechend herausgelassen werden. So speichern wir z.B. in einem Dorf etwas Wasseressenz in einem Magnus ein, was wir etwas später benötigen, um ein Feuer zu löschen. Dabei verbraucht man diese Essenz und hat wieder einen neuen Slot frei – denn Magnuskarten für diese Anwendungen sind begrenzt.

Malerische Schwebefelsen bilden die Kontinente dieser Welt.

Was ist das eigentlich mit diesen Karten…?

Baten Kaitos 1 und Baten Kaitos 2 sind also rudimentär um diese Magnuskarten aufgebaut. So haben wir auch keine JRPG typischen Waffen oder Rüstungen zum Verstärken unserer Charaktere, sondern alles davon in Form von Spielkarten.

Heilitems, Waffen bzw. Angriffe und Rüstung finden wir auf Karten wieder. Und davon gibt es viele… genug um einige Pokedexeinträge zu füllen, würde man dies mit Pokemon vergleichen.

Und so gestaltet sich auch der rundenbasierende Kampf ganz um dieses System.

Der Charakter, der an der Reihe ist, kann eine bestimmte Anzahl an Karten aus seinem Deck (welches wir jeder Zeit im Menü bearbeiten können) wählen und daraus Angriffe, Verteidigungen oder Item Nutzung auswählen. Die Menge an wählbaren Karten, als auch die Menge, die in einem Kartendeck zur Verfügung steht, wird dabei im Laufe des Spiels erweitert. Spielbare Karten können außerdem sinnvoll kombiniert werden, sodass ihr Effekt verstärkt wird. 

So stehen an den Ecken der Karten verschiedene Zahlen, die nacheinander aufgereiht oder als Paar, Drillinge etc. einen ordentlichen Bonus aus Angriff, Verteidigung oder Heilung herausholen können.

Zwar wirkt hier ein gewisses Zufallselement in den Kampf ein, was gelegentlich für Frust sorgen kann, jedoch wirkt das System an sich nach einiger Eingewöhnungszeit gut durchdacht und spaßig. Vor allem aber: Einzigartig! Und genau das gibt der Baten Kaitos Reihe eine unverwechselbare Identität.

Die Kämpfe selbst können dabei übrigens durchaus fordernd sein und sollte man im Kampf unterliegen, bietet einem das Spiel die Option, diesen noch einmal zu wiederholen, anstatt zum Game Over Bildschirm überzugehen.

Alles in Allem ist das Kampfsystem schlichtweg genial und vereint klassisch rundenbasierende JRPG Kämpfe mit einem tollen Kartenspiel.

Baten Kaitos 1 und 2 unterscheiden sich derweil ein wenig in der Handhabung der Kämpfe, sodass man für beide Systeme je etwas Eingewöhnungszeit benötigt, auch wenn man zum Start von Teil 2 gerade erst Teil 1 beendet hat.

Es wird für den Nachfolger also nicht einfach die gleiche Formel 1:1 übernommen, sondern eher konsequent weiterentwickelt für ein frisches Erlebnis, das auch mich noch einmal überraschen konnte. (Baten Kaitos 1 hatte ich damals bereits auf dem Gamecube gespielt, Teil 2 erst jetzt zum Switch Release.)

Und außerdem: Es gibt keine Zufallskämpfe! Zu bekämpfende Gegner sind stets auf der Karte sichtbar, sodass man gezielt in sie hinein rennen kann, um einen Kampf zu starten oder sie (wenn auch nicht immer möglich) zu umgehen.

Eine letzte Sache gibt es da zu den Magnuskarten aber noch zu sagen!

Viele Items (nicht alle) altern mit der Zeit! So beginnt man etwa mit grünen Bananen, die dem Gegner schaden, da sie noch nicht reif sind, die zu gereiften Bananen werden, mit denen man sich heilen kann und später wieder als Waffe in form von verschimmelten Bananen einsetzen kann.


Auch Fotos, die man von Gegnern schießen kann (um sie dann zu verkaufen – was die einzig relevante Geldeinnahmequelle in Teil 1 ist) brauchen eine Weile, bis sie fertig entwickelt sind und sich teuer verkaufen lassen.

Mit Karten angereichertes JRPG Kampfsystem!

Gute alte, heile Welt

Die Baten Kaitos-Spiele erblickten erstmals das Licht der Welt zu einer Zeit, in der 3D Spiele neue Wege beschritten. So entfernte sich etwa Genrekollege Final Fantasy X seiner Zeit von den vorgerenderten Hintergründen zu modellierten 3D Umgebungen.


Baten Kaitos blieb der Tradition der fixen Kulissen jedoch treu, mixte jedoch dynamische Effekte wie Nebel oder Wolken in dieses Bild, um es abzurunden. Und so steuern wir unsere Charaktere durch eben jene vorgerenderten, fast malerischen Szenerien.

Das Ergebnis wirkt hierbei im Handheldmodus schöner und runder, als auf dem großen Bildschirm. Das dürfte dem Umstand zu schulden sein, dass die Hintergründe für die Remasters schlicht nicht in der optimalen Auflösung vorlagen und hochgerechnet werden mussten. Dies ist am Ende allerdings nur ein kleiner Schönheitsfehler, der reine Handheldgamer gar nicht betrifft.

Was aber vor allem bei Baten Kaitos 1 etwas störend auffällt, sind die schwankenden Bildwiederholungsraten. Vor allem bei Bildschirmübergängen von der einen zur nächsten Szene bemerkt man doch recht deutlich kleine Ruckler und auch in bestimmten Screens ist die Varianz zu spüren. Hier hätte ein gelockter FPS Modus sicher geholfen.

Schade ist auch, dass man auf die eigentlich schon vorhandene englische Synchro beider Spiele komplett verzichtet. Stattdessen hört man nur die japanische Sprachausgabe. Hier kann man etwas Faulheit der Entwickler unterstellen, denn das Argument, dass im Raum lag, dass die englische Synchro nicht mehr 100-prozentig mit den überarbeiteten Texten übereinstimmen würde, überzeugt mich nicht wirklich.

Ich vermute eher, dass die eher mindere Qualität der damaligen Tonaufnahmen ein Grund für das Herauslassen gewesen sein mag. Dann wiederum hätte dies nur Baten Kaitos 1, nicht aber Baten Kaitos 2 betroffen.

Auch wurde sich leider nicht die Mühe gemacht, Baten Kaitos 2 mit deutschen Texten zu versehen. So haben wir hier nur Englisch in Bild und Schrift zur Verfügung.

Fehlende deutsche Texte in Baten Kaitos 2 als auch fehlende englische Synchro in beiden Teilen sind für mich klare Abzüge in der B Note. Schaden dem Gesamterlebnis nur bedingt.

Spielerisch, optisch und auch akustisch bleiben die Spiele eine wahre Freude für JRPG-Fans!

Ein weiteres Überbleibsel aus früheren Zeiten ist übrigens die Speicherfunktion. So kamm man nur an speziellen Speicherpunkten das Spiel sichern (In Form von Menschengroßen Blüten) oder auf der Weltkarte bzw. der Oberwelt auf der man von einem Areal zum nächsten reisen kann. Dies kann theoretisch etwas nervig sein – vor allem wenn man wie ich ein Let’s Play dazu macht – hat sich bei mir praktisch aber nicht negativ ausgewirkt, da die Speicherpunkte im Wesentlichen gut verteilt sind.

In Baten Kaitos 1 sind diese übrigens sogar erforderlich, um seine Charaktere aufzuleveln. Denn dort werden die nach Kämpfen erhaltenen XP nicht sofort in dem Charakter gutgeschrieben, sondern seinem XP Pool, sodass man die Option hat, an Speicherpunkten mehrere Level gleichzeitig auszuwählen, hat man genug XP gesammelt. Gleichzeitig kann dies zu einem erhöhten Schwierigkeitsgrad führen.

Genauso verspielt und märchenhaft legt Baten Kaitos Origins grafisch eine Schippe drauf.

Was ist überhaupt neu?

Dass sich ein Remaster dadurch auszeichnet, etwas hübscher als das Original auszusehen und auf modernen Systemen zu laufen, versteht sich von selbst. Beides trifft im Fall Baten Kaitos zweifellos zu. Und auch obwohl die Spiele eigentlich im 4:3 Format erschaffen wurden, ist die Umsetzung in 16:9 bei den meisten Screens sehr gut gelungen.

Baten Kaitos 1 fühlt sich beim Spielen genauso an wie damals… das heißt: Etwas schwerfällig und altbacken. Denn das Spiel selbst hat ein sehr gemütliches Pacing, was die Steuerung angeht. Baten Kaitos 2 fühlt sich diesbezüglich schon deutlich moderner und flüssiger an und auch das Kampfsystem ist flotter.

Aber in beiden Fällen haben wir die Option mit kleinen Remasterextras das Kampfgeschehen als auch die Bewegung auf der Oberwelt zu beschleunigen. So sind beide Szenarien individuell auf 100, 200 oder 300% der Originalgeschwindigkeit wählbar. Wobei ich 200% als den Sweetspot sehe und 300% wohl nur für gezieltes Grinding (Also wiederholtes Bekämpfen der Gegner auf den Karten, um XP, Items und Geld zu erfarmen) sinnvoll. In Baten Kaitos 2 reichen mir sogar die standardmäßigen 100%.

Außerdem kann man die Kämpfe deaktivieren oder einstellen, dass jeder Gegner mit nur einem Schlag besiegt wird und auch eine Autokampffunktion ist vorhanden. Wer also nur die Story genießen will und mit dem Kampfsystem überhaupt nicht klar kommt, kann das Spiel im Autopilot durchlaufen.

Bezüglich Baten Kaitos 1 gibt es dazu noch die Neuerung, dass Spieler jetzt sehen, was es für Boni gibt, wenn man seinen Charakter nicht nur einen, sondern gleich mehrere Level gleichzeitig aufsteigen lässt: Werteboni! 

Dies war im Originalspiel noch eine versteckte Mechanik, hier ist sie aber für jeden klar ersichtlich.

Fast jeder in der Welt von Baten Kaitos hat sie: Die Schwingen!

Klassische JRPGs wiederbelebt?

Spielerisch sind Baten Kaitos 1 und Baten Kaitos 2 unglaublich gut. Das Kampfsystem ist individuell, fordernd und spaßig – wenn auch etwas Zufallsabhängig. Was aber am Wichtigsten ist: Sehr gut gealtert und somit auch heute noch absolut spielbar!

Auch das Zusammenstellen der Decks und das Ausprobieren an verschiedenen versteckten Kartenkombinationen sind sehr reizvoll.

Die Geschichten, die Charaktere und die Welt an sich lassen einen in ein fantastisches Spieleabenteuer hineinversetzen, das jeder JRPG Fan gespielt haben sollte.

Natürlich bleiben aber die Wehmutstropfen, dass die englische Synchro fehlt, im zweiten Teil keine deutschen Texte erstellt wurden und die FPS nicht immer ganz sauber sind. Da hätte sich Rechteinhaber Namco gern etwas mehr bemühen können.

Man bekommt hier die volle Ladung an geballter JRPG Power serviert!

Baten Kaitos I & II HD Remaster
86 100 0 1
JRPG Fans dürfen sich sehr darüber freuen, diese Spielereihe nun endlich auch im modernen Spielezeitalter noch einmal oder sogar erstmalig genießen zu können!
JRPG Fans dürfen sich sehr darüber freuen, diese Spielereihe nun endlich auch im modernen Spielezeitalter noch einmal oder sogar erstmalig genießen zu können!
86/100
Total Score
  • Baten Kaitos
    88/100
    Ein waschechter JRPG Klassiker
  • Baten Kaitos Origins
    84/100
    Ein sehr gelungenes Sequel eines waschechten JRPG Klassikers

Pro

  • Spannendes, frisches Kampfystem (Baten Kaitos)
  • Faszinierend märchenhafte Spielwelt (Baten Kaitos)
  • Packende Story (Baten Kaitos)
  • QoL Elemente durch das Remaster (Baten Kaitos & Origins)
  • Für ein Sequel sehr gelungen (Origins)
  • Grafisch und spielerisch sinnig und gut weiterentwickelt (Origins)

Contra

  • Trotz Remasterfassung in die Jahre gekommen (Baten Kaitos)
  • Zufallselement kann frustrieren (Baten Kaitos)
  • Kampfsystem weiterentwickelt, aber weniger intuitiv/schwerer dort hinein zu finden (Origins)
  • Viele bereits genutzte Hintergrundsettings (Origins)
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