Life is Strange: True Colors – Farbenfrohes Wechselspiel der Gefühle

Tim Henze
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In diesem Jahr erschien nach drei Jahren endlich ein neuer Teil in der beliebten Life is Strange-Reihe, welche ihr Debüt mit dem ersten Teil im Jahre 2015 hatte, und erstmals nun sogar auf einer Nintendo-Plattform. Damals war der Titel noch in mehrere Episoden unterteilt, auf deren Veröffentlichung man jeweils warten musste, Life is Strange: True Colors ist nun allerdings vollständig auf dem jeweiligen Datenträger verfügbar. Bei der Nintendo Switch-Version müssen wir jedoch dazu sagen, dass Square Enix das Spiel Anfang des Monats nur digital im Nintendo eShop veröffentlicht hat. Wer Life is Strange: True Colors physisch als Spielmodul möchte, muss sich noch bis zum 25. Februar 2022 gedulden.

Die Spiele kann man als interaktive Story-Spiele einordnen, wo eure Entscheidungen euer Umfeld direkt beeinflussen, und auch den ein oder anderen Ausgang von einem Ereignis. Erfreulicher Weise ist der aktuelle Teil dieses Jahr nicht nur für Nintendo Switch erschienen, im nächsten Jahr wird ebenfalls auch ein Remaster der ersten beiden Spiele geben. Wir verraten euch, auf was ihr euch mit Alex in Life is Strange: True Colors einstellen könnt.

Gleich vorweg: Die Nintendo Switch-Version von Life is Strange: True Colors bietet denselben Inhalt wie die Versionen für andere Plattformen, eingeschlossen der Performance Capture und Gesichtsanimation für Charaktere sowie den vollständigen Soundtrack mit lizenzierter Musik. Eine detaillierte Auflistung des Feintunings könnt ihr hier nachlesen.

Fröhliches Haven

Ihr müsst die Vorgänger nicht gespielt haben. Dieser Ableger der Life is Strange-Reihe beginnt mit einem brandneuen Hauptcharakter und einem Geheimnis, das es zu lüften gilt! Alex Chen hat ihren „Fluch“ lange verleugnet: die übernatürliche Fähigkeit, die Emotionen anderer Menschen zu erleben, zu absorbieren und zu beeinflussen, welche sie als farbige Auren wahrnimmt. Egal ob Angst, Trauer, Wut oder pure Freude…

Life is Strange: True Colors ist ein Erlebnis, das ihr in einem Stück genießen könnt, oder ihr nutzt die Kapitelaufteilung, um emotional durchzuatmen, falls nötig. Und ich kann euch sagen; früher oder später wird das nötig sein, wenn ihr nah am Wasser gebaut seid oder euch gerne mitreißen lasst. Macht euch also nichts draus, falls ihr das Spiel doch mal in einer nervenaufreibenden Situation abschaltet, um das zuletzt Gesehene zu verarbeiten.

Ihr begleitet Alex auf ihre Reise nach Haven, eine Kleinstadt, wo sie ihren Bruder Gabe endlich besucht. Aufgrund von einer psychischen Störung war Alex viele Jahre in Behandlung und hat deshalb Probleme soziale Beziehungen aufzubauen. Ihr Problem ist ein unerklärliches, denn sie kann die Emotionen und quasi auch Gedanken anderer Menschen erkennen und lesen. So kann sie von den Einwohnern von Haven Glück, Trauer oder auch Wut erkennen, was jedoch mitunter auch auf ihr Gemüt schlägt. Ihr kennt das vielleicht von euch auch: Manche Gefühle anderer Personen übertragen sich gerne mal auf einen selbst.

Ihr erhaltet im Spiel unter anderem viele optionale Dialogmöglichkeiten oder könnt eventuell diverse Probleme von den Bewohnern aus Haven lösen, wenn ihr deren Emotionen “lest”. So könnt ihr zum Beispiel einer Person dabei helfen ihr Hobby nicht aufzugeben, wenn ihr zuvor ihre Gedanken gelesen und dann das Gespräch in eine bestimmte Richtung gelenkt habt. Je mehr Winkel der Stadt ihr erkundet, umso mehr werdet ihr entdecken und ihr könnt größere Bindungen zu bestimmten Personen aufbauen. Dies macht einige spätere Entscheidungen, welche ihr für Alex treffen müsst, natürlich nicht leichter und dass ein oder andere mal bereut man seine vergangene Entscheidung vielleicht.

Das macht aber auch den Mehrwert des Spiels aus. Ihr könnt später in ältere Kapitel zurück springen und völlig andere Entscheidungen treffen, nur um zu schauen, was dann passiert.

Ohne viel zu verraten kann man allerdings eines sehr schnell sagen: Die Story ist sehr emotionsgeladen und bietet auch viele Möglichkeiten diese zu verarbeiten. Nach dem Abschluss von Kapitel 1 kann Alex sich des Öfteren hinsetzen und wird dabei von einer schönen Kulisse und Musik begleitet. So kann nicht nur der Charakter im Spiel seine Entscheidungen reflektieren, sondern auch der Spieler selbst. Dies habe ich auch immer wahrgenommen, weil man die meisten „Wendungen“ nicht hat kommen sehen, was das Spiel so faszinierend macht. Daher haben sie mich (und Alex) so hart getroffen.

Hochskaliertes Abenteuer

Der inzwischen fünfte Teil der Life is Strange-Reihe ist einer der ersten Titel, welche die neue Hochskalierungstechnik über eine KI verwendet. AMD FidelityFX heisst dieses Verfahren und kann ein Spiel, trotz niedriger Auflösung, schärfer aussehen lassen. Life is Strange: True Colors ist ein positives Beispiel, welches beweist, dass die Technik auf Nintendo Switch sehr viel Sinn ergibt.

Sowohl im TV-Modus als auch im Handheld-Modus sieht das Spiel fantastisch aus und läuft auch noch sehr flüssig auf der kleinen Konsole von Nintendo. Square Enix und Deck Nine haben auch diverse Optimierungen vorgenommen, damit der Titel auf dem Hybriden gut funktioniert. Im Außenbereich von Haven kann es im Handheld jedoch schon manchmal sehr unscharf werden und zu starkem Kantenflimmern kommen. In kleineren abgesteckten Bereichen und Gebäuden fällt das aber nicht so ins Gewicht. Insgesamt macht das Spiel aber ein unglaublich gutes Bild und ist absolut spielbar, trotz grafischer Abstriche. So haben die Charaktermodelle zwar, verglichen zu den anderen Versionen, ein minimales Downgrade erhalten, aber auch das fällt einem nur im direkten Vergleich auf.

Gerade weil der Titel auch auf Nintendo Switch optisch sehr viel hermacht, sind die Ladezeiten recht lang. Ein Gebietswechsel dauert mitunter bis zu einer ganzen Minute und dies stört den Fluss des Spiels schon manchmal. Eben gerade gab es eine gefühlszerreissende Szene und dann sieht man 40 Sekunden lang den Ladebildschirm. Hier hätte man vielleicht noch das ein oder andere optimieren können.

Musik, die einen Emotional berührt

Alle Spiele in der Life is Strange-Reihe konnte durch ihren fantastisch emotionalen Soundtrack punkten. Dort sind nicht nur eigene Kompositionen zwischen, sondern auch viele lizenzierte Songs von bekannten Bands. Diese spielen nicht nur an ruhigen Momenten, sondern betonen immer die Situation und drücken sogar das ein oder andere Mal eine Träne aus dem Auge hinaus. Doch neben der Musik bietet Life is Strange: True Colors auch eine andere Neuerung, verglichen zu den ersten Teilen: Eine deutsche Sprachausgabe. Ursprünglich waren die Titel alle nur in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln verfügbar, doch Deck Nine und Square Enix haben sich dieses Mal für eine komplette deutsche Synchronisation entschieden. Und zu meiner Überraschung ist diese gut gelungen. Fast alle Charaktere haben eine sehr gute Stimme erhalten und die Emotionen, welche vermittelt werden sollen, werden auch perfekt eingefangen. Wahlweise kann man zwischen den anderen verfügbaren Sprachen jederzeit wählen, falls die deutsche Synchronisation nicht zusagt. Gebt den deutschen Sprechern und damit unter anderem auch Gronkh eine Chance, bevor ihr vorschnell zur englischen Sprachausgabe springt. Es bleibt spannend, ob die Remaster der ersten Spiele auch eine neue deutsche Synchronisation erhalten werden.

Achterbahnfahrt der Gefühle

Life is Strange: True Colors
90 100 0 1
Life is Strange: True Colors lässt euch wahrscheinlich nicht von eurer Konsole los, bis ihr den Titel beendet habt, denn die Story hält einen fest, wie ein gutes Buch. Und ihr könnt in diesem Buch sogar interaktiv mitwirken. Mit 12-16 Stunden habt ihr auch genug zu tun und vielleicht möchtet ihr auch die ein oder andere Entscheidung verändern. Ich hatte zuerst ein wenig Angst, dass True Colors nicht dieselben Emotionen bei mir auslösen konnte, welche Life is Strange und Life is Strange 2 hervorgerufen haben. Doch ich wurde besseren belehrt und für der Titel ist für jeden Fan des Genres absolut empfehlenswert. Besonders weil die Umsetzung für Nintendo Switch große Kunst ist.
Life is Strange: True Colors lässt euch wahrscheinlich nicht von eurer Konsole los, bis ihr den Titel beendet habt, denn die Story hält einen fest, wie ein gutes Buch. Und ihr könnt in diesem Buch sogar interaktiv mitwirken. Mit 12-16 Stunden habt ihr auch genug zu tun und vielleicht möchtet ihr auch die ein oder andere Entscheidung verändern. Ich hatte zuerst ein wenig Angst, dass True Colors nicht dieselben Emotionen bei mir auslösen konnte, welche Life is Strange und Life is Strange 2 hervorgerufen haben. Doch ich wurde besseren belehrt und für der Titel ist für jeden Fan des Genres absolut empfehlenswert. Besonders weil die Umsetzung für Nintendo Switch große Kunst ist.
90/100
Total Score

Pro

  • Grafisch wunderschöne Umsetzung für Nintendo Switch
  • Optimale Spiellänge
  • Deutsche Sprachausgabe

Contra

  • Im Handheld-Modus teils starkes Kantenflimmern in der Stadt
  • Manche deutsche Stimmen schwanken in der Qualität
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