Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp – Modernisierter Strategieklassiker

Tim Henze
16x9 Advancewars1 2re Bootcamp

Willkommen Commander, zum Remake der 2001 und 2003 erschienenden Strategiehits Advance Wars und Advance Wars 2: Black Hole Rising. Ist es eine Weile her, dass du die Titel gespielt hast? Kein Problem, ich führe dich mit diesem Tutorial… äh Test durch das Spiel und verrate dir, ob Nintendo und WayForward hier gute Arbeit geleistet haben.

Die Klassiker aus der Game Boy Advance-Ära sind nach 20 Jahren zurück und wurden ganz neu überarbeitet. Zum Gameplay der Originalspiele kommt seit dem 21. April 2023 nun auch die Möglichkeit hinzu, mit Freunden online zu spielen. Mehr verrate ich euch nachfolgend!

Zwei Geschichten – Ein ewig währender Konflikt

In Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp begleitet ihr Orange Star, eine der vier großen Nationen in der Wars-Welt und versucht diverse Konflikte zu lösen. Die anderen Nationen sind Blue Moon, Yellow Comet und Green Earth. Im Verlaufe der Geschichte erscheint auch noch eine weitere Nation, welche nur Böses im Schilde führt und die Welt erobern möchte. Black Hole spielt im ersten Teil nur eine kleine Rolle, aber im zweiten Spiel dreht sich die gesamte Geschichte um den Aufstieg von Black Hole.

Jede Geschichte bietet über 30 Missionen und einige davon sind sogar in verschiedene Story-Routen eingeteilt. Um alle Missionen bzw. Einsätze einmal gespielt zu haben, müsst an gewissen Momenten in der Story andere Routen wählen.

Über die Story an sich lässt sich leider nicht allzu viel erzählen, da es zwar zwischen den einzelnen Kommandanten Geschichten und Zusammenhänge gibt, allerdings sind die jedoch eher nur ein nettes Beiwerk. Insgesamt lässt sich die Geschichte beider Spiele gut zusammenfassen mit: Böse Nation möchte Weltherrschaft erlangen. Da Adance Wars 1+2: Re-Boot Camp jedoch mit dem Gameplay glänzt, ist dies jedoch nicht allzu schlimm.

Jeder Kommandant wirkt sich unterschiedlich auf eure Einheiten aus und hat eine einzigartige Fähigkeit, mit der sich das Blatt schnell wenden lässt. Stürzt ihr euch am liebsten direkt ins Getümmel oder möchtet ihr aus der Ferne handeln? Wählet den Kommandanten, der am besten zu eurem Spielstil passt!

Schere, Stein, Papier?

Das Gameplay von Advance Wars lässt sich sehr gut mit dem von der Fire Emblem Reihe vergleichen, nur dass wir hier mit Panzern agieren und keine Rollenspielelemente vorhanden sind. Das ist auch nicht verwunderlich, denn Intelligent Systems war sowohl für die Advance Wars- und Fire Emblem-Spiele auf dem Gameboy Advance zuständig. Dennoch funktioniert das Gameplay von Advance Wars auf seine Art komplett anders.

Es wird grob in 3 unterschiedliche Einheitengruppen unterschieden: Bodeneinheiten, Lufteinheiten, Seeeinheiten. Bodeneinheiten sind unter anderem Infanterie und Mech, welche ebenfalls Basen, Gebäude und HQs einnehmen können. Leider ist ihre Feuerkraft recht gering und sie können gegen gepanzerte Fahrzeuge nicht viel ausrichten (außer es sind Mech, welche eine Bazooka mit sich führen). Eroberte Gebäude reparieren nicht nur eure Einheiten, sondern geben euch ebenfalls wertvolle Geldeinheiten, damit ihr weitere Einheiten bauen könnt. Gepanzerte Einheiten sind unter anderem Kriegspanzer, Flak und auch TTP (Truppentransporter). Klassische Panzer haben enorme Feuerkraft, sind allerdings nutzlos gegen Flugeinheiten wie Helikopter oder Bomber. Da kommen zum Beispiel Flak ins Spiel, die nicht nur Flugeinheiten schnell dezimieren können, sondern auch Infanterie schnell vernichten können. TTP können Fußsoldaten schnell von A nach B transportiere und gleichzeitig noch Benzin und Munition auffüllen. Habt ihr keine Munition mehr, sind eure Einheiten wehrlos und ohne Benzin gar bewegungslos. Flug- und Seeeinheiten hingegen stürzen ab oder versinken, sollte ihr Treibstoff komplett zuneige gehen.

Einheiten, die für den Fernangriff gebaut wurden (Schlachtschiffe, Artillerie und Raketenwerfer) können nur angreifen, wenn sie sich nicht schon bewegt haben. Das Spiel nennt diese drei Typen indirekte Einheiten. Zusätzlich zu den Werten wie Bewegung, Reichweite, Schaden gibt es auch die Sichtweite. In einigen Missionen wird der sogenannte Nebel des Krieges die gesamte Karte verdecken und ihr könnt nur wenige Felder um eure Einheiten herum Feinde sehen. Allerdings seid ihr in Riffen und Wäldern komplett versteckt und ihr müsst direkt daneben stehen, damit ihr etwas sehen könnt.

Euer Zug wird sofort beendet, wenn ihr auf eine unsichtbare Einheit trefft, also plant gut, wo ihr euch hinbewegt, denn im schlimmsten Fall steht eure Einheit dem Feind schutzlos gegenüber. Regulär könnt ihr einen Kampf gewinnen, indem ihr das HQ erobert oder jede feindliche Einheit vernichtet und jede Produktionsstätte blockiert. In der Kampagne gibt es noch weitere Missionsziele wie zum Beispiel das überleben für bestimmte Tage oder auch erobern von einer bestimmten Anzahl an Gebäuden. Für jede erfolgreiche Mission erhaltet ihr einen Rang, welcher anhand von eurer Technik, Geschwindigkeit und Kraft gemessen wird. Je höher euer Rang, umso mehr Geld erhaltet ihr für Hachis Geschäft, wo ihr allerlei Dinge wie neue Karten, Kommandanten oder Artwork/Musikstücke freispielen könnt.

Neben der Kampagne stehen euch noch weitere Spielmodi zur Verfügung: Editor, Gegeneinander (und Online) und der Kriegsraum. Im ‘Editor’ könnt ihr eure eigene Karte entwickeln und so bauen wie ihr möchtet. Möchtet ihr eine epische Seeschlacht nachbauen? So könnt ihr es hier einfach machen und eurer Kreativität freien lauf lassen. Allerdings könnt ihr nur eine Karte mit einer bestimmten Größe Online benutzen, die großen Karten (30 * 30 Felder) können im Online Modus nicht verwendet werden.

Der Modus ‘Gegeneinander’ ist der klassische Versus-Modus, wo ihr eine Auswahl aus über 100 Karten habt und so alleine gegen die CPU spielen wollt oder gegen andere Mitspieler. Diese können über eine andere Konsole (samt Spiel) mitspielen oder man reicht die Konsole einfach klassisch wie bei der GBA Version einfach weiter, sofern man seinen Zug beendet hat. So erhält Couch-Multiplayer eine ganz andere Bedeutung. Im Online-Modus könnt ihr dies auch auf eine gewisse Entfernung machen, allerdings muss euer Mitspieler sich in eurer Freundesliste befinden. Hier wäre ein Lobbysystem vielleicht ein wenig moderner gewesen, aber immerhin besteht die Möglichkeit für Onlinespiele.

Der letzte Spielmodus ‘Kriegsraum’ enthält über 20 Missionen, welche besondere Herausforderungen darstellen und jeweils in dem Spielstil von Advance Wars oder Advance Wars 2 bezwungen werden können. Worin unterscheiden sich diese beiden Spielstile, fragt ihr euch? In jeder Mission spielt ihr einen Kommandanten, der nicht nur besondere Fähigkeiten besitzt (bessere Nahkampf oder Fernkampfeinheiten), sondern auch eine Gabe. Diese Gaben sind extrem starke Fähigkeiten, welche zum Beispiel alle Einheiten reparieren (Kommandant Andy) oder sogar alle Einheiten nochmal agieren lässt (Kommandant Eagle). In Advance Wars 2 gibt es zusätzlich noch die sogenannte Super-Gabe, welche noch stärker ist, allerdings mehr Aufladekraft benötigt. Ebenfalls bietet der zweite Teil auch die ein oder andere neue Einheit oder ein neues Gebäude.

Optisch sehr sauber, aber nicht perfekt

Nintendo und WayForward haben bei der optischen Umsetzung exzellente Arbeit geleistet. Die Nintendo Switch-Version sieht so aus, als hätte man die ursprünglichen Versionen 1:1 in einen 3D Grafikstil umgewandelt. Und egal ob auf dem Fernseher oder im Handheld-Modus. Beides sieht wunderschön aus und sehr rund, auch wenn die GBA-Spiele auch heute noch ihren ganz eigenen Charme haben und sich sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt gut im Angebot von Game Boy Advance – Nintendo Switch Online machen würden.

Die Kampfanimationen sind wie damals und erstrahlen jetzt in vollem 3D. Ganz besonders schön sind die Animationen der Kommandanten und Porträts, wenn gesprochen wird. Diese sind nicht mehr so starr wie damals, sondern bewegen sich permanent und wirken wie ein Comic. Gerade wenn man eine Gabe einsetzt, wird man immer mit einer kleinen schönen Sequenz belohnt. Verwundert war ich jedoch von der Tatsache, dass der Titel auf dem Kampffeld mit 30 Bildern pro Sekunde läuft und im Kampf zwischen 30 und 60 FPS schwankt. Eine konstante, einheitliche Framerate würde hier jedoch schöner wirken.

Neu ist ebenfalls, dass man im Kampffeld jederzeit zwischen vier Zoomstufen auswählen kann, über den rechten Controlstick. Bei der kleinsten Stufe entsteht zudem ein sehr schicker Schärfentiefe-Effekt.

Als das Hauptmenü erschien und Nell mich mit Kommandant begrüßt hat, setzte sich sofort ein Nostalgieeffekt ein, denn genau so fing der damalige erste Advance Wars-Teil auch an (Zur Information: Die Wars Serie gab es schon seit dem NES, jedoch waren die GBA-Ableger die ersten Spiele, welche in den Westen kamen). Erfreulicherweise wurde ich mit einer deutschen Sprachausgabe begrüßt, welche jedoch nur zu 40 % der Fällen vorhanden war. Meistens sind es nur kurze Satzteile, welche synchronisiert sind, manchmal aber auch komplette Textboxen. Die Musik wurde sehr gut neu aufgelegt und versprüht denselben Charme wie damals. Der Soundtrack passt immer zu den jeweiligen Kommandanten und darf zurecht als fröhlich und energisch bezeichnet werden.


Nostalgische Reise mit Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp

Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp
85 100 0 1
Das Spiel besitzt einen Sog, der dafür sorgt, dass man es einfach nicht beiseitelegen kann. Die Kämpfe bzw. Schlachten sind gerade für kleinere Spielesitzungen geeignet und es lässt sich mal eben schnell eine Mission im Bus oder in der Bahn erledigen. Das extrem süchtig machende Gameplay mit ausgeglichenen Einheiten sorgt dafür, dass man nie einen Kampf wegen unfairen Vorteilen gewinnt oder verliert. Gekoppelt mit der fantastischen Optik ist das Spiel ein Geheimtipp für alle Strategie-Fans, besonders für Fans der Fire Emblem-Reihe eine Überlegung wert.
Das Spiel besitzt einen Sog, der dafür sorgt, dass man es einfach nicht beiseitelegen kann. Die Kämpfe bzw. Schlachten sind gerade für kleinere Spielesitzungen geeignet und es lässt sich mal eben schnell eine Mission im Bus oder in der Bahn erledigen. Das extrem süchtig machende Gameplay mit ausgeglichenen Einheiten sorgt dafür, dass man nie einen Kampf wegen unfairen Vorteilen gewinnt oder verliert. Gekoppelt mit der fantastischen Optik ist das Spiel ein Geheimtipp für alle Strategie-Fans, besonders für Fans der Fire Emblem-Reihe eine Überlegung wert.
85/100
Total Score

Vorteile

  • Suchtfaktor
  • Optisch sehr saubere Umsetzung
  • Extrem viel Content wird geboten

Nachteile

  • Simple Story
  • Bildrate hätte auf 30 oder 60 FPS festgelegt werden soll
  • Online-Modus nur mit Freunden
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