Schwelgen in alten Erinnerungen – Another Code: Recollection im Test für Nintendo Switch

Kevin Krämer
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Wenn mich jemand fragt, was meine liebsten Nintendo DS-Titel sind, antworte ich: Suikoden Tierkreis, Time Hollow und Another Code: Doppelte Erinnerung. Natürlich gibt es weitaus mehr tolle Spiele, aber diese drei haben einen besonderen Platz im Herzen.

Das Nintendo DS-Spiel Another Code: Doppelte Erinnerung und seine Wii-Fortsetzung Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung erscheinen als komplett überarbeitete Kollektion für Nintendo Switch. Das neue Jahr fängt gut an. Ab dem 19. Januar 2024 wird Another Code: Recollection für Nintendo Switch erscheinen. Nintendo gab’ uns vorab bereits die Gelegenheit in alten Erinnerungen zu schwelgen. Falls auch ihr schon einen Einblick gewinnen möchtet, dann ladet euch die kostenlose Demoversion herunter!

Die 13-jährige Ashley erhält einen Brief von ihrem längst verstorben geglaubten Vater. Nun begibt sie sich zur abgelegenen Blood-Edward-Insel, um nach ihm zu suchen. Kurz nach ihrer Ankunft begegnet sie einem geheimnisvollen Geist namens D und entdeckt ein Anwesen voller kniffliger Rätsel und Geheimnisse, die gelöst werden wollen. Triggerwarnung: Im Spiel werden Verlust, Trauer und Tod thematisiert!

Another Code: Recollection enthält die ursprünglich für Nintendo DS und Nintendo Wii erschienenen Another Code-Spiele in einer vollständig überarbeiteten Version, inklusive verbesserter Grafik, 3D-Umgebungen, Sprachausgabe, neuen Rätseln, neuen Zwischensequenzen, neuer Musik und mehr! Beide Spiele enthalten zudem ein optionales Hinweissystem – ideal für Spieler:innen, die wenig Erfahrung mit Adventure-Spielen haben. Ihr könnt sowohl eine Navigationshilfe als auch Puzzle-Tipps aktivieren. Während euch die Navigationshilfe gezielt von A nach B lotst, indem Ashley ein Kompass unter die Füße gelegt wird, gibt euch die andere Funktion nun ja … Puzzle-Tipps. Das reicht von einfachen Hinweisen, wo ihr vielleicht nochmal etwas untersuchen solltet, über eine grobe Erläuterung des Rätsels, bis hin zur vollständigen Lösung. Ihr dürft entscheiden wie groß die Hilfe sein soll. Der Spaß liegt aber natürlich darin das Köpfchen selbst anzustrengen.

Die Rätsel sind meist simpel gehalten und können in der Regel schnell geknackt werden, wenn wir die Hinweise beachten, die in der näheren Umgebung lauern. Den Charme der ursprünglichen Rätsel, welche die DS- und Wii-Hardware ausgereizt haben, vermisse ich.

Der Übergang beider Spiele ist fließend. Wir dürfen uns zu Beginn von Another Code: Recollection also nicht gleich in das Wii-Abenteuer stürzen, sondern müssen ganz am Anfang beginnen, was durchaus auch vernünftig ist. Dadurch bekommt der Titel die Gelegenheit sich neu zu erzählen. Im späteren Spielverlauf sehen wir zwar einige Rückblenden, welche essentiell für die Erzählstruktur des Titels sind, spart sich hingegen aber unnötige Erklärungen. Immerhin muss das Spiel nicht voraussetzen, dass wir einen Teil der Geschichte möglicherweise nie gespielt hätten. Die Sammlung fühlt sich als Gesamtpaket vertraut und doch erfrischend anders an. Alles wirkt wie aus einem Guss.

Another Code: Doppelte Erinnerung war ein Point-and-Click-Adventure für den Nintendo DS, das von CING entwickelt und von Nintendo vertrieben wurde. In Europa erschien es am 23. Juni 2005 und ich habe es deutlich besser in Erinnerung als sein 2009 erschienener Nachfolger. In Another Code: Recollection dürfen wir uns nun viel freier durch die Spielwelt bewegen, die Kamera drehen, und allgemein sind mehr Details zu erkennen. Die Qualität der Rätsel hat aber ein wenig abgenommen. Im Original wurden so ziemlich alle Funktionen des Nintendo DS verwendet. Das Mikrofon, um Kerzen auf einem Kuchen auszublasen, oder sogar die Standby-Funktion. Die Nintendo Switch kann man jedoch nicht zuklappen, der Touchscreen ist im TV-Modus nicht nutzbar und ein Mikrofon besitzt die Konsole leider nicht. Die Entwickler des Spiels mussten daher kreativ werden und neue Rätsel einbauen.

Der Geschichte tut das keinen Abbruch. Diese ist weiterhin auf einem erzählerisch hohen Level und der Spielfluss wird nicht zu sehr unterbrochen. Die Story zieht sich über sieben Kapitel, spielt mit zwei Perspektiven und webt einen Teppich aus Indizien, der euch selbst nach mehreren Stunden noch in Spekulationen und Vermutungen grübeln lässt. In den Räumen der Villa finden wir Origami-Faltkunst in Form eines Kranich. Darauf ein QR-Code, den wir mithilfe der Kamera unseres DAS scannen können, um noch tiefer einzutauchen. Das DAS erinnert nun übrigens nicht mehr an einen Nintendo DS, oder Nintendo DSi, sondern wurde der Nintendo Switch nachempfunden. Leider besitzt die echte Konsole, im Gegensatz zum DAS, keine Kamera. Hätte sicherlich Spaß gemacht mit Ashley ein paar Fotos in realer Umgebung zu knipsen, oder von Nintendo bereitgestellte QR-Code zu scannen, mit denen man dann im Spiel zum Beispiel ein neues Outfit für Ashley hätte freischalten können.

Das DAS, das Ashley von ihrem Vater erhielt, ist mehr als nur eine Spielkonsole.

So lebhaft wie noch nie

Endlich Sprachausgabe! Leider gibt es keine deutsche Synchronisation im Spiel, neu sind aber voll vertonte Gespräche auf Japanisch und Englisch. Japanisch finde ich etwas stärker, hatte meinen ersten Spieldurchlauf jedoch auf Englisch mit deutschen Bildschirmtexten.
Ihr habt die Qual der Wahl! Wir bewegen uns hier nicht auf dem höchsten Niveau, aber…

Die Sprachausgabe kann sich hören lassen.

Die überarbeiteten Charaktermodelle gefallen mir gut, jedoch fällt störend auf, dass sie in Gesprächen ihre Lippen kaum bewegen. Und auch die kleine Tasche von Ashley, in der sie neben dem DAS zudem noch allerlei andere Dinge aufbewahrt, ist ziemlich klein. Im Original wirkte es glaubhaft, dass sich dort drin ihr Nintendo DS-ähnliches Gerät befindet, die Nintendo Switch ist im Vergleich dazu jedoch deutlich größer.

Ashley Mizuki Robins ist ein junges Mädchen. Sie steht kurz vor ihrem vierzehnten Geburtstag, als sie ein Paket von ihrem totgeglaubten Vater erhält. In diesem befinden sich ein Brief, mit dem sie zur Blood-Edward-Insel eingeladen wird, und ein ihr zunächst unverständliches Gerät, das Dual Another System (DAS), das wegen eines biometrischen Scanners nur von ihr bedient werden kann und verschiedene Funktionen hat.

In Begleitung ihrer Tante Jessica fährt sie zu dieser Insel. Jessica hat Ashley aufgezogen und sie im Glauben gelassen, dass ihr Vater gestorben sei, doch der Brief wirft daran handfeste Zweifel auf. Ich möchte in diesem Test gar nicht so sehr auf die Geschichte des Spiels oder das ursprünglich für Nintendo DS erschienene Spiel eingehen. In all den Jahren hat sich nämlich einiges verändert, weshalb wir hier ein nahezu neues Spielerlebnis spendiert bekommen, denn es wurden nicht nur die Rätsel angepasst. Auch die Geschichte wurde an einigen Stellen etwas verändert, da das Spiel auf eine neue Erzählweise zurückgreift, wodurch nicht jede Szene an ihrem damaligen Platz stattfindet.

Nach kurzer Zeit erreicht das Boot die Insel, und Jessica macht sich auf die Suche nach Ashleys Vater, als dieser nicht am Pier steht. Doch nicht nur dieser ist verschwunden, auch Jessica kommt nicht wieder, weswegen sich Ashley entschließt, die beiden suchen zu gehen. Beim Erkunden der Insel schließt sie Freundschaft mit D, dem Geist eines kleinen Jungen. Dieser hat seine Erinnerungen verloren, doch durch Ashley erinnert er sich an etwas, und so beschließt sie, ihre Suche nach ihrem Vater und Jessica um die Suche nach Ds Erinnerungen zu erweitern. Euch erwartet eine spannende, aber auch sehr tragische Geschichte, die in der Neuauflage von vielen tollen Bildern begleitet wird.

Optisch haben sowohl Teil 1, als auch Teil 2, mit seinen großen offeneren Arealen, so ihre Stärken… aber auch Schwächen. Wir sprechen hier nicht von einem Open-World-Spiel, da wir zwischendurch immer wieder von Ladebildschirmen begrüßt werden, bevor wir im nächsten Abschnitt dann weiter ermitteln dürfen. Da wäre durchaus mehr drin gewesen.

Der Nachfolger, Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung, spielt zwei Jahre nach den Ereignissen von Another Code: Doppelte Erinnerung. Ashley besucht Lake Juliet und entdeckt dort die verborgene Wahrheit um die Vergangenheit ihrer Mutter. Leider wird Ashley gleich zu Beginn des Abenteuer von einem Jungen bestohlen… Auch hier gibt es sieben weitere Kapitel zu erkunden, wodurch wir auf insgesamt vierzehn kommen.

Im Reisegepäck alles was ein Teenager heutzutage so benötigt.

Auch im zweiten Teil gibt es viel zu entdecken. Wer die Navigationshilfe einschaltet, nimmt sich möglicherweise nicht die Zeit, um das Spiel ausreichend zu erkunden. So findet ihr unter anderem die als Origami-Kranich getarnten QR-Codes ebenfalls in Ashleys zweitem Abenteuer. Auch gibt es die Möglichkeit Gästehaus auf Shoppingtour zu gehen, um unter anderem Getränkedosen zu erwerben, die sich wenig später trinken und recyceln lassen. Tut euch den Gefallen und lauft nicht einfach nur blind der gelben Markierung hinterher, oder verzichtet ganz auf die Navigationshilfe, wenn ihr sie nicht dringend benötigt.

Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung ist deutlich umfangreicher als die erste Episode, ihr müsst euch also auch durch mehr Dialoge quälen, die aber dank Sprachausgabe immerhin nicht langweilig und deutlich lebhafter als bei so manch anderem Titel inszeniert sind. Ja, Pokémon Karmesin und Pokémon Purpur … ich schaue zu euch.

Bei manchen Rätseln kommen auch die Bewegungssensoren der Joy-Con zu Einsatz. Das hat bei mir nicht immer auf Anhieb geklappt, aber eine Bestrafung gibt es in der Regel nicht, da ihr es einfach wieder erneut versuchen dürft – irgendwann habt ihr den Dreh raus.

Das kenne ich noch aus meiner Kindheit. Man muss die Box so kippen, dass die Kugel zum Ziel kommt, ohne vorher in eines der Löcher zu fallen.

Another Code: Recollection ist empfehlenswert, wenn ihr das Original für Nintendo DS und Nintendo Wii noch nie gespielt habt – oder die letzte Berührung damit schon sehr lange her ist. Gerade durch seine Geschichte, die Gesamtheit auf nur einer Konsole, den nützlichen Hilfestellungen und neu gewonnenen Features, wie zum Beispiel einer gelungenen Sprachausgabe. Es ist ein emotionales, aber auch spannendes Spiel!

Holt euch die Erinnerungen zurück

Another Code: Recollection
75 100 0 1
Wer den Titel in guter Erinnerung behalten möchte, der könnte durch die abgeänderten Rätsel und Dialoge vielleicht etwas abgeschreckt sein, weshalb jene einen Kauf überdenken sollten. Für mich ersetzt es die damaligen Titel nicht, stellt aber eine gute Ergänzung dar und weck die Hoffnung, vielleicht eines Tages einen dritten Teil von Another Code zu erleben. Okay, vergesst alles was ich geschrieben habe: Kaufen, kaufen kaufen! 15 bis 20 Stunden seid ihr gut unterhalten.
Wer den Titel in guter Erinnerung behalten möchte, der könnte durch die abgeänderten Rätsel und Dialoge vielleicht etwas abgeschreckt sein, weshalb jene einen Kauf überdenken sollten. Für mich ersetzt es die damaligen Titel nicht, stellt aber eine gute Ergänzung dar und weck die Hoffnung, vielleicht eines Tages einen dritten Teil von Another Code zu erleben. Okay, vergesst alles was ich geschrieben habe: Kaufen, kaufen kaufen! 15 bis 20 Stunden seid ihr gut unterhalten.
75/100
Total Score
  • Another Code: Doppelte Erinnerung
    80/100
    Elf Jahre lang hatte Ashley geglaubt, dass ihre Eltern tot sind, doch als dann an ihrem 14. Geburtstag ein Brief von ihrem Vater eintrifft, beginnt für sie ein Abenteuer, das sie niemals vergessen wird.
  • Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung
    69/100
    Ashley macht einen Ausflug zum Lake Juliet, um die Wahrheit über das mysteriöse Projekt Another und den Tod ihrer Mutter ans Licht zu bringen. Sie wagt sich weit in ihre Vergangenheit zurück, um die rätselhaften Geheimnisse ihrer Familie zu lüften.

Pro

  • Gute Dramaturgie
  • Stimmungsvolle Musik
  • Automatische und manuelle Speicherung des Spielstands

Contra

  • Keine deutsche Sprachausgabe
  • Rätsel im Original etwas besser
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