Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers – Atmosphärisch gruselig gut, mechanisch gruselig gealtert

Kevin Krämer
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Nachdem wir zur Geisterstunde unseren Video-Test zu Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers veröffentlicht haben ist hier nun die schriftliche Variante davon.

Project Zero, in Amerika als Fatal Frame und in Japan selber nur als Zero bekannt, ist eine japanische Survival Horror Videospiel-Reihe, welche bereits 2001 ihre Anfang auf der PlayStation 2 nahm. Der aktuellste Release liegt nun allerdings sieben ganze Jahre zurück und war seit 2014 exklusiv auf der Wii U von Nintendo beheimatet. Die Rede ist vom fünften Teil der Reihe, bei uns bekannt als Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers.

Die Wii U-Exklusivität endet aber nun dieser Tage, denn am 28. Oktober 2021 ist es soweit und das schwarze Wasser des Berg Hikami suppt sich auf die Nintendo Switch, PlayStation 4, PlayStation 5, sowie Xbox One, Xbox Series X|S und Steam durch. Aber was unterscheidet Project Zero von einem Resident Evil oder Silent Hill? Die Camera Obscura.

Die sind doch schon alle tot!

Berg Hikami ist seit Jahren bekannt dafür eine Pilgerstätte für Selbstmörder zu sein. Nicht nur das, auch verirren sich vermeintlich “gesunde” Menschen gerne auf den Berg und berichten von Erscheinungen. Erscheinungen bereits gestorbener Personen und wie sie starben. Auch berichteten Menschen davon, dass ihr Körper plötzlich diese Aktionen unterbewusst nachahmt. “Es fühlt sich richtig an”.

“Das klingt doch nach einem extrem spannenden Ort, um dort die Abendstunden zu verbringen”. Zumindest denken sich das scheinbar zwei der drei Hauptfiguren des Spiels, dessen Finger wir am Kameraauslöser einer Camera Obscura steuern. Die Figuren der Handlung sind Yuri, Aushilfe in einem Antiquitätengeschäft und Auszubildende in der Schatten Wahrnehmung, Reno Hojo, Schriftsteller, sowie Miu Hinasaki, Tochter von Miku Hinasaki, der ersten Protagonistin der Reihe.

Während Miu selber auf Berg Hikami eingesperrt wurde, befinden sich die anderen beiden Figuren in einer Ermittlung. Ren möchte mehr über die Leichenbilder und Rituale erfahren, welche vom Berg Hikami stammen, wobei Yuri sich auf die Suche nach ihrer Lehrmeisterin Hisoka macht. Hisoka steht uns im Tutorial noch zur Seite, während wir einen verlassenen Gasthof am Fuße von Berg Hikami untersuchen und ein Album mit besagten Leichen Bildern für Ren suchen.

Mit einer besonderen Kamera bewaffnet, der Camera Obscura, können wir Erscheinungen auf Film bannen, Sachen finden, die nicht mehr gefunden werden möchten und auch aggressiven Geistern die Energie absaugen, bevor diese uns die Lebensenergie entziehen. Bei letzterem haben wir je nach Spielfigur auch andere Optionen, denn nicht jede Camera Obscura ist gleich.

Aber grundlegend richten wir die Kamera auf den Gegner und versuchen so viele Angriffspunkte wie möglich gleichzeitig abzufotografieren. Dabei helfen bessere Filme, sozusagen unsere Munition, mehr Schaden zu verursachen und auch schneller “nachzuladen”. Hinzu kommen Kameraobjektive, welche etwa die Erscheinungen zusätzlich betäuben kann, aber Geisterenergie brauchen. Geisterenergie, die wir im Kampf mit eben diesen Erscheinungen erstmal ansammeln müssen, sofern diese sich nicht in der Level Architektur oder darüber hinaus unabsichtlich “verstecken” oder festhängen.

Dabei erhalten wir pro Foto auch Punkte auf ein Punktekonto, mit dem wir dann unsere Kamera aufrüsten können, Items zu Beginn eines Kapitels zusätzlich einkaufen oder auch Kostüme freischalten können. Wer ein Kapitel besonders fix oder sparsam an Items abschließt, bekommt auch viele Punkte hinterher geschmissen.

Allerdings bewegt sich unsere Figur im Kampf so behäbig, wie auch beim generellen Erkunden der dunklen Orte. Man könnte meinen, dass man, wenn man läuft, auch läuft und nicht nur bei der Olympiade fürs gehen teilnehmen möchte. Oder wenn ein Geist mit Messer uns bald in die Kamera rennt, wir doch den Schritt zur Seite schneller vollziehen könnten. Die hypersensible Bewegungssteuerung der Kamera wäre auch zu erwähnen, diese ist jedoch mit einem Regler im Optionsmenü schnell gezähmt.

Diese toten Augen haben Charme

Auch wenn man bei der Ankündigung zur E3 2021 von aufgehübschten Grafiken spricht, sieht man der Umgebung des Spiels dennoch den Zahn der Zeit an. Zumindest in der uns vorliegenden Nintendo Switch-Version. Anders bei den Figuren, welche im Vergleich zu vorher detaillierter sind, aber leider kaum die Zähne bei ihren Sprechrollen auseinander bekommen.

Das ist aber alles schnell vergessen, sobald man durch die Gänge eines verlassenen Gasthofes, in der pechschwarzen Nacht über eine Lichtung streift oder durch einen verlassenen Schrein voller Opfer-Puppen schleicht. Die Atmosphäre sitzt, wenn wir an einem Wasserfall vorbei gehen und plötzlich eine menschenähnliche Figur sich schreiend in die Tiefe stürzt.

Da wir manche Orte mehrmals besuchen, hören wir diesen Schrei auch öfter in der Ferne des Wasserfalles, können uns irgendwann auch der Ursache annehmen und dem Geist der Frau endlich Frieden schenken… Nachdem sie uns mehrmals selber in der Nähe des Wasserfalls eher einen Herzinfarkt geschenkt hat. 

Neben der Camera Obscura bietet das Spiel nun übrigens einen Fotomodus, wo wir die Kamera nach unserem Gusto platzieren können, um mit hilfe von Filtern und Rahmen wie anderen Effekten einzigartige Screenshots erstellen können.

Soundtechnisch sorgt Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers für Gänsehaut, aber bei der Sprachausgabe tun sich weder die Japanische noch die Englische sich gut hervor. Die Sprecher der englischen Tonspur wirken gerne etwas demotiviert, aber die Ausrufe der “sterbenden” Erscheinungen sind leichter zu verstehen, da Englisch. Die japanischen Sprecher haben hingegen das Problem, dass diese zu leise sind. Und das Spiel verfügt nur über einen einzigen Lautstärkeregler im Optionsmenü. Wir können also die Hintergrundmusik nicht getrennt von den gesprochenen Parts in unterschiedlicher Lautstärke konfigurieren.

Japano Horror ist anders – Und das ist gut!

Wer “The Grudge” kennt, hat zumindest eine Ahnung, dass Horror aus dem Land der aufgehenden Sonne anders funktioniert. Dieser wird im Spiel gut rübergebracht und bietet eine Einsicht in den Aberglauben der Kultur. Manga und Anime wie xxxHolic seien hier mal als mein Lehrmeister genannt, weshalb ich weiß, warum man in Japan sich zum Beispiel nachts im Bett nicht die Zehennägel schneidet oder warum man nicht mit den Füßen in Richtung eines unheiligen Ortes schläft.

Der Horror ist erfrischend anders und mit dem, zumindest für uns, westlichen Einheitsbrei kaum zu vergleichen. Natürlich gibt es hier auch bekannte Mechaniken. Etwa das eine Item in der Ecke der Lichtung, welches einen Gegner hinter uns auftauchen lässt, sobald wir das Item verstaut haben. Auch werden viele Gegner recycelt, was aber verschmerzbar ist, sobald man mit der veralteten Steuerung klarkommt. Die Steuerung ist zwar nicht mit der Panzersteuerung eines alten Resident Evil zu vergleichen, aber dennoch mindestens genauso behäbig. Ebenso behäbig ist auch die Choreografie der “Menschen” in den Zwischensequenzen, aber gut, das gehörte bereits länger zu Japano Horror spielen dazu.

Jedoch werden die weiblichen Hauptfiguren mitunter sehr stark sexualisiert dargestellt… Was allerdings in der Reihe wohl auch Tradition hat. Jedenfalls war ich für meinen Teil dann doch froh, dass unter den Kostümen neben Goth Lolita Outfit und Badeanzug sich für Yuri ein Punk Outfit freischalten ließ. Das ist wenigstens ansatzweise eine Garderobe, mit der ich Jugendliche nachts durch einen gruseligen Wald streifen sehe.

Apropos Kostüme, die Zero Suit Samus und Zelda Outfits aus der Wii U-Fassung sind nicht Teil diesen Releases, anstelle dessen halten einige neue Kostüme zum Freischalten Einzug in den Wandschrank der Charaktere. Die Post Game Episode ist weiterhin vorhanden.

Auf einen Kaffee im Antiquitäten-Laden

Wem würden wir Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers ans Herz legen? Jeder der sich gerne auf atmosphärische Horror spiele einlässt, wird hier bedient, sollte aber bei der Inszenierung einiger Zwischensequenzen mal das eine oder andere Auge zudrücken. Die Geschichte um den Berg Hikami zieht einen in den Bann und abgesehen von Jumpscares die man kommen sieht, ist die Gänsehaut im Spiel größtenteils ein angenehmer Begleiter. 

An alle anderen… War euch Resident Evil 4 zu hart? Dann lasst die Finger vom Spiel. Wer unentschlossen ist, sollte mal vielleicht in ein Let’s Play oder das Bewegtbild unserer Video-Review reinschnuppern:

Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers
75 100 0 1
Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers erschien heute am 28. Oktober 2021 auf Nintendo Switch, PlayStation 4, PlayStation 5, sowie Xbox One, Xbox Series X|S und Steam für 39,99 €. Uns wurde freundlicherweise ein Testmuster der Nintendo Switch Fassung zur Verfügung gestellt und der Test beschreibt auch nur diese.
Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers erschien heute am 28. Oktober 2021 auf Nintendo Switch, PlayStation 4, PlayStation 5, sowie Xbox One, Xbox Series X|S und Steam für 39,99 €. Uns wurde freundlicherweise ein Testmuster der Nintendo Switch Fassung zur Verfügung gestellt und der Test beschreibt auch nur diese.
75/100
Total Score

Pro

  • Atmosphärisch klasse,...
  • Soundkulisse top,...
  • Guter alter Japano Horror, im Guten...

Contra

  • ...wenn auch mit matschigen Texturen.
  • …Japanische wie Englische Sprachaussage eher nicht so.
  • …wie im Schlechten
  • Mit unter zu weitläufige Gebiete für die “geh” Geschwindigkeit der Figuren.
2 Kommentare
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  1. Finde es eigentlich ein tolles Spiel. Würde es auch spielen, wenn ich nicht so ville Schiss hätte. Würde mir sofort in die Hose machen ^^

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