Ausnahmetitel, der eure Herzen stiehlt – Persona 5: Royal im Test auf Nintendo Switch

Tim Henze
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Persona war für viele Fans eine reine Sony-Franchise, da alle Titel bislang lediglich auf Sony-PlayStation Plattformen erschienen sind. Doch dieses Jahr hat Atlus nach langem Warten endlich angekündigt, dass fast die komplette Reihe für alle Konsolen und den PC erscheinen wird. Dies gilt für Persona 3 Portable, Persona 4 Golden und den aktuellstem Titel Persona 5: Royal. Nun ist es endlich soweit und ab dem 21. Oktober 2022 können auch Besitzer einer Nintendo Switch in den Genuss dieses Ausnahmetitels kommen. Wir konnten das Spiel für euch vorab testen und möchten euch nicht vorenthalten, wie sehr wir angetan sind von diesem Titel. Wer nach Persona 5: Royal noch nicht genug hat, kann direkt mit dem Nachfolger Persona 5: Strikers (-> unser Video-Test) weitermachen.

Ein dünner Grat zwischen Realität und Kognition

Persona 5: Royal fackelt nicht lange und startet direkt mit voller Action und zeigt euch Joker, welcher gerade mit seinen Freunden in ein Casino eingebrochen ist. Sichtbar gejagt versucht Joker (Der Codename von eurem selbst benennbaren Protagonisten) unentdeckt zu fliehen. Doch leider gelingt unserem Helden dies nicht und er wird nach einem spektakulären Fluchtversuch durch das Fenster von der Tokioer Polizei gefasst und festgenommen.

Kurz daraufhin wird Joker verhört und soll seine Freunde verraten, damit diese auch belangt werden können. Nachdem die Polizisten immer härtere Methoden zum Reden einsetzen, schreitet kurze Zeit später die Anwältin Sae Nijima ein und möchte Joker in Ruhe verhören. So beginnt also das Abenteuer und Joker beginnt zu erzählen, wie es zu der aktuellen Situation gekommen ist.

Ursprünglich kam unser Held aus einer anderen Stadt in Japan und wurde aufgrund einer Vorstrafe nach Tokio zu einem Bekannten auf Bewährung geschickt, damit er seine “Strafe” absitzen kann. Hierbei handelt es sich um Sojiro Sakura, welcher eingewilligt hat, Joker aufzunehmen und auf ihn aufzupassen. Anfangs ist er sehr schroff, da er kein Mitleid für einen Sträfling hat und ihn warnt, dass er sofort zu den Behörden geht, sollte er Mist bauen. Dabei ist Joker eigentlich unschuldig, da er nur aus Notwehr einer Frau geholfen hat, die von einer mysteriösen Figur angegriffen wurde. Da die Person allerdings große Macht und viel Geld besitzt, konnte er das Verfahren für sich gewinnen lassen und unseren Helden als Sträfling dastehen lassen.


An seinem ersten Schultag trifft Joker nicht nur auf viele ängstliche Schüler (Joker ist immerhin vorbestraft), sondern auch auf seine baldigen besten Freunde Ryuji und Ann. Während der ersten Begegnung mit Ryuji merkt Joker, dass er einen Groll auf einen Lehrer hegt, da er angeblich für seine derzeitige Situation verantwortlich ist. Der Lehrer, Suguru Kamoshida, hat in der Schule auch keinen besonders guten Ruf unter den Schülern, da er diese wohl beim Training sexuell belästigt und generell sehr von sich eingenommen ist. Voller Wut und Eile laufen Joker und Ryuji zur Schule, da sie zu spät kommen. Doch da fällt ihnen auf, dass auf einmal ein Schloss anstelle der Schule vor ihren Augen erschienen ist. Als sie hineingehen, sehen sie Kamoshida, verkleidet als König, und werden prompt in den Kerker des Schlosses geschmissen. Nachdem Kamoshida Ryuji beinahe hinrichtet, lässt Joker eine ungewöhnliche Kraft entfesseln und kann damit seinen Freund retten. Durch die Macht der Persona ist es ihn möglich, seine innere Wut zu entfesseln und die manifestierte Gestalt für sich kämpfen zu lassen. Bei der Flucht retten die beiden die sprechende Katze Mona, die ziemlich viel Wissen über dieses Phänomen und Schloss zu besitzen scheint. Nach einer erfolgreichen Flucht gehen die beiden wieder in die “normale” Welt zurück. Verwirrt über die Geschehnisse, werden beide Schüler von den Lehren gerügt. Keiner hat ihnen geglaubt, was gerade geschehen ist und Kamoshida selber weiß wohl nichts von diesem Schloss.

Nach vielen weiteren Tagen stellt sich heraus, dass Joker, Ann, Ryuji und Mona zusammen den “Schatz” von Kamoshida im Schloss stehlen müssen, damit er in der wirklichen Welt einen Sinneswandel erlebt. Dies gelingt der Truppe und der Lehrer ist wie ausgetauscht und gesteht alle seine Taten. Da sich keiner erklären kann, wie dies auf einmal passieren konnte, schöpft auch niemand von der Polizei verdacht. Einige Wochen später trifft das Team einen weiteren Verbündeten und auch dieser wird von einer Person geplagt, welche durch seine verzerrte Wahrnehmung einen Palast besitzt. Unter dem Namen Phantomdiebe haben sich die Jugendlichen vorgenommen, alle Menschen mit verzerrten Wünschen zu einem Sinneswandel zu bewegen. Allerdings gibt es eine unbekannte Partei im Hintergrund, welche auch von diesen verzerrten Welten Bescheid weiß.

Rollenspiel und Lebenssimulation in einem

Ursprünglich handelte es sich bei Persona 1-4 um einen Dungeon Crawler, wo jedes Mal, wenn man erneut in einen Dungeon gelangt ist, dieser komplett anders aufgebaut wurde. Persona 5: Royal ist hier anders und hat immer das gleiche Layout und die Paläste erhalten dadurch viel mehr Charme und Charakter. Auch können nur dadurch gewisse Rätsel und Verstecke von Schätzen realisiert werden. Was passiert nun außerhalb eines Dungeons in Persona? Neben der Story gibt es in Tokio zahlreiche Dinge, welche man erledigen kann.

Dazu zählt alles, was man auch im echten Leben als Jugendlicher tun kann. Neben zahlreichen Tätigkeiten wie essen gehen, ins Arcade gehen, Sport treiben und auch sich mit Freunden treffen kann man auch seine Zeit in einem Nebenjob verbringen und so die Kasse der Phantomdiebe auffüllen. Doch die Zeit ist begrenzt, denn jeden Tag könnt ihr im Normalfall zwischen 2 und 3 Aktionen durchführen. Durch das Nachgehen diverser Beschäftigungen erhöhen sich nicht nur eure fünf Grundwerte (Wissen, Güte usw.), sondern auch die Zuneigung zu den Freunden und Helfern, welche euch (meist ohne ihr Wissen) bei dem Vorhaben als Phantomdieb unterstützen. Durch die Erhöhung der Bindung wächst also hauptsächlich eure Kampfkraft in dem Palast.

Beim Kennenlernen eines späteren Vertrauten lernt ihr zum Beispiel taktische Manöver, die im Kampf eure Chance zu gewinnen drastisch erhöhen können, allerdings müsst ihr sehr viel Zeit mit dieser Person verbringen. Solltet ihr euch gerade in einer Phase befinden, wo ihr eine Deadline zum Erobern des Palastes habt, so könnt ihr diesen Zeitraum auch voll ausnutzen, um alles zu erledigen, was ihr möchtet. Allerdings müsst ihr spätestens am letzten Tag den Herrscher über den Palast zu einem Sinneswandel bekehrt haben, da sonst das Spiel für euch vorbei ist und ihr zu einem früheren Zeitpunkt im Spiel zurückgeleitet werdet.


Solltet ihr gerade keinen Palast zur Verfügung haben, so könnt ihr jederzeit in das Mementos gehen, quasi das verzerrte Begehren der gesamten Bevölkerung Tokios. Je nachdem wie weit ihr in der Geschichte vorangeschritten seit, umso größer wird das Mementos.
Das Kampfsystem ist eher von der klassischen Schule, denn ihr habt stets vier aktive Mitglieder in eurer Gruppe und noch bis zu 7 in der Reserve. Außer Joker besitzen alle Teammitglieder einen bestimmten Persona und diese lässt sich im Normalfall nicht ändern.

Joker hingegen besitzt, wie in jedem Persona Spiel, die Fähigkeit weitere Persona zu sammeln und mit diesen zu Kämpfen, dies erhöht nicht nur die Dynamik im Kampf, sondern so kann Joker die Schwachpunkte der Feinde ausnutzen. Solltet ihr einen Schwachpunkt erwischen, so kann der aktuelle Charakter erneut angreifen oder seine Runde an eine andere Person weitergeben (dies erhöht unter anderem den Angriff). Sollten alle Gegner am Boden sein, so umzingelt ihr alle. Nun habt ihr verschiedene Möglichkeiten. Entweder ihr startet einen mächtigen Angriff auf alle Feinde und beendet in der Regel den Kampf oder ihr versucht, mit dem Persona zu sprechen. Neben Geld und Gegenständen könnt ihr versuchen, dass diese sich eurer Gruppe anschließen und Joker ihre Masken verwenden kann für zukünftige Kämpfe. Natürlich kann Joker nicht unendlich weitere Persona dabei haben und die überzähligen muss er entweder freilassen oder vorher im sogenannten Velvet Room zu mächtigeren Persona fusionieren. Wer viel Zeit und Energie in die Fusionsmechanik investiert, der wird merken, dass es quasi einen Anreiz wie bei Pokémon gibt und man alle Persona “fangen” möchte. Mit über 100 Persona gibt es auch einige zu entdecken.

Style großgeschrieben, sowohl optisch als auch für die Musik

Optisch braucht sich der Titel nicht verstecken, denn er lebt zwar nicht unbedingt von der Grafikpracht selber, allerdings punktet er umso mehr über den Stil. Knallbunte Farben, flüssige Animationen im Menü, liebevoll animierte Kampfeffekte oder auch die Fülle von Tokio kommen stark zur Geltung in diesem Titel. Beschreiben kann man dies alles nicht wirklich und man muss es selber einmal gesehen haben, damit man weiß, wie detailliert viele Aspekte in Persona 5: Royal sind. Auf dem Fernseher sieht der Titel nahezu identisch mit seiner damaligen PlayStation 4 Version aus und läuft zu 99 % stets Flüssig mit 30 Bildern pro Sekunde. Dass die Nintendo Switch keine 60 FPS erhalten wird, wie die Versionen auf den neueren Konsolen, war allerdings zu erwarten und ist jedoch kein Problem, da das Gameplay doch eher gemächlich ist an vielen Stellen. Ein richtiger Hingucker ist der Titel allerdings im Handheldmodus, besonders auf einer OLED Version. Durch die knalligen Farben ist es ein wahres Fest den Titel zu spielen. An einigen Stellen wirkt die Auflösung recht niedrig, aber richtig unscharf wurde es nie.

Die Musik hingegen ist sehr “Persona-Typisch” und wird dominiert von Vocal Songs in Kämpfen oder auch während ihr durch Tokio umherstreift. Erfreulich ist dabei, dass der komplette Titel in Englisch und auch Japanisch synchronisiert wurde. 80 % des Titels werden gesprochen und so kommt häufig das Feeling auf, dass man einen Film schaut und nicht unbedingt eine Visual Novel liest. Im Titelbildschirm kann, ohne zusätzlichen Download, jederzeit die Sprache zwischen Englisch und Japanisch geändert werden und somit kann jeder die Tonspur wählen, welche ihm am meisten gefällt. Vorweg sei aber gesagt, dass die englische Tonspur sehr gut ist und sich nicht hinter der Original-Tonspur verstecken muss.


Pflichttitel für beinahe jeden Rollenspiel-Fan

Persona 5 Royal
95 100 0 1
Persona 5: Royal bietet eine unglaublich fesselnde Geschichte, welche an vielen Stellen den ein oder anderen Twist enthält. Gekoppelt mit exzellentem Stil und Ohrwurm-verursachender Musik, ist hier wirklich ein Ausnahmetitel für Nintendo Switch erschienen. Im Verlaufe des Spiels merkt man auch, wie sich die Charaktere immer näher kommen und zu einer großen Familie zusammenwachsen, obwohl jeder sein eigenes Leben nebenbei lebt. Mit über 100 Stunden habt ihr auch sehr viel zu erledigen, bis ihr den Abspann seht. Rollenspiel-Fans finden keinen Weg an diesem Titel vorbei. Lasst euch also von den Phantomdieben in den Bann ziehen, dieses Mal auch unterwegs.
Persona 5: Royal bietet eine unglaublich fesselnde Geschichte, welche an vielen Stellen den ein oder anderen Twist enthält. Gekoppelt mit exzellentem Stil und Ohrwurm-verursachender Musik, ist hier wirklich ein Ausnahmetitel für Nintendo Switch erschienen. Im Verlaufe des Spiels merkt man auch, wie sich die Charaktere immer näher kommen und zu einer großen Familie zusammenwachsen, obwohl jeder sein eigenes Leben nebenbei lebt. Mit über 100 Stunden habt ihr auch sehr viel zu erledigen, bis ihr den Abspann seht. Rollenspiel-Fans finden keinen Weg an diesem Titel vorbei. Lasst euch also von den Phantomdieben in den Bann ziehen, dieses Mal auch unterwegs.
95/100
Total Score

Pro

  • Spannende Story
  • Fantastische Musik
  • Stylische Kulisse
  • Wahl zwischen englischer und japanischer tonspur
  • Rollenspielkost vom Feinsten

Contra

  • Sehr textlastig
  • Man kann tagsüber überfordert sein mit der Auswahl an Beschäftigungen
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