The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel IV – Spieletest

Tim Henze
The Legend Of Heroes Trails Of Cold Steel Iv Logo

Erst letztes Jahr erschien der dritte Teil der beliebten Trails of Cold Steel Reihe von Nihon Falcom für Nintendo Switch. Auch wenn Teil 1 und Teil 2 der Reihe noch auf sich warten lassen, erschien am 9. April endlich der finale vierte Teil The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel IV für Nintendo Switch. Wir verraten euch, wie der Titel sich auf dem Hybriden schlägt.

Zweischneidiges Schwert

Wir beginnen mit dem Grundproblem, welches sich mir für den Titel aufgetan hatte. Es handelt sich um den finalen Akt der sogenannten Trails of Cold Steel-Handlung. Das heißt, dass man direkt an die ersten Teile anknüpft, was auch völlig verständlich ist. Ich habe jedoch nur Trails of Cold Steel 1 und Trails in the Sky damals gespielt und fühlte mich ein wenig überrannt von dem Prolog. Als Rollenspiel-Veteran ist es mitunter normal, dass man nicht immer vorsichtig an die Welt und Charaktere herangeführt wird. Allerdings fühlte ich mich nach dem Prolog mit einem riesigen Fragezeichen über dem Kopf alleingelassen. Erfreulicherweise hat der erste Akt dann jedoch eine „normale“ Erzählstruktur angenommen und die Geschichte war wesentlich besser zu verfolgen. Ich gehe davon aus, dass Fans, die alle Teile vorher gespielt haben, wesentlich mehr verstehen werden. Man sollte aber auch bedenken, dass es Spieler gibt, die sich den Teil auf Empfehlung kaufen und dann so etwas als Prolog vorfinden. 

Alte Bekannte treten wieder auf

Da kommt aber schon ein sehr großer Pluspunkt um die Ecke in Form eines Kompendiums, das grob die Geschehnisse und Charaktere aller Vorgänger vorstellt. Insgesamt war ich über eine halbe Stunde am Lesen und konnte dadurch zum Glück einige Zusammenhänge besser verstehen und wahrnehmen. Im Verlaufe des Spiels hatte ich jedoch das Problem Charaktere und Namen einander zuzuordnen, da es in Trails of Cold Steel IV eine Vielzahl an möglichen Party-Mitgliedern gibt. So saß ich oft noch da und überlegte, von wem die Figuren gerade sprachen.

Ohne zu tief auf die Geschichte einzugehen, bleibt zu sagen, dass das Spiel insgesamt eine extrem spannende Geschichte bietet mit äußerst vielen Überraschungen und Wendungen (und noch mehr, die ich, aufgrund von fehlendem Vorwissen, nicht wahrgenommen habe).

Ein Abenteuer erwacht zum Leben

The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel IV hat optisch viel zu bieten. Die Charaktere sind alle sehr gut gestaltet und strotzen nur so vor Charme. Zwar lässt es sich natürlich nicht mit einem anderen Titel wie Final Fantasy XV vergleichen, aber das wäre auch arg unfair. Die Serie hat ihren eigenen Charme mit der Grafik und lässt sich bei der Präsentation, so finde ich, am ehesten mit der Tales of Serie vergleichen. Auf Nintendo Switch waren keine Ruckler zu erkennen und das Spiel kam auch niemals verwaschen rüber.

Wenn es um den Soundtrack geht, wurde ich jedoch hier wieder völlig überrascht und habe nicht so viele wundervolle Lieder erwartet. Die Musikstücke im Kampf, in den Gebieten und besonders in einigen Zwischensequenzen blieben sofort im Ohr und haben immer die jeweilige Situation optimal untermalt. 

Nicht ganz perfekt ist jedoch die Synchronisation. Diese ist klasse und super gut inszeniert, allerdings vermisste ich diese zu sehr vielen Momenten. So ist man wunderbar in einer Zwischensequenz dabei und fiebert mit und auf einmal in der nächsten Textbox fehlt auf einmal die Sprachausgabe. Das fühlte sich extrem merkwürdig an und nahm mit einem Mal die komplett die Spannung. Selbst schon im Prolog ist fast alles vertont und plötzlich haben einige Charaktere eine kurze Textbox ohne Sprachausgabe und danach reden die Figuren wieder. Wem die englische Sprachausgabe aber grundsätzlich nicht gefällt, den kann ich beruhigen, denn man kann im Optionsmenü ohne Probleme auf japanische Synchronisation umstellen.

Die Speerspitze des JRPG

Wenn der Titel (für mich) viele und kleine Fehler aufzeigt, so macht er jedoch eine Sache komplett richtig: und zwar das Gameplay. Ich habe schon viele Rollenspiele gespielt und kann sagen, dass das Kampfsystem und besonders das Skillsystem extrem gut durchdacht ist und viel zum Experimentieren einlädt. Eure Party besteht aus vier Personen, zwei Unterstützern und der Reserve (welche später seeeeehr groß wird). Der Kampf selber findet immer dort statt, wo ihr auch den Feind angetroffen habt, es findet ein nahtloser Übergang zwischen Karte und Kampf statt. Prinzipiell würde ich das Kampfsystem aus einer guten Mischung von Grandia und Final Fantasy X beschreiben. Über eine Leiste könnt ihr ständig im Kampf einsehen, welche Charaktere als nächstes agieren dürfen und wann ihr nach dem Einsetzen einer Fähigkeit wieder dran seid. Dies ist unglaublich praktisch, da man zum Beispiel für einige Heil-Zauber wesentlich länger braucht und diese vielleicht sogar zu spät gewirkt werden. Neben Zaubersprüchen stehen euch auch zahlreiche Fähigkeiten (Crafts) zur Verfügung. Diese sind für jeden Charakter unterschiedlich und sind quasi das Herzstück des Kampfsystems. Einige Crafts sind eher auf Offensive, einige auf Defensive und manche sogar auf Statuseffekte ausgelegt. Die sogenannten Craft Points regeneriert ihr immer, wenn ihr Schaden erleidet, Schaden ausübt oder durch andere Fähigkeiten. Jeder kontrollierbare Charakter hat auch einen sogenannten S-Craft, welcher über 100 CP kostet. Diesen könnt ihr jederzeit im Kampf einsetzen und Runden unterbrechen. Zauber und Crafts haben immer einen Effektradius, sowohl für euch als auch für die Gegner. So könnt ihr jederzeit über den Move-Befehl Angriffen ausweichen und Schaden vermeiden. 

Immer wenn ihr einen Feind mit einem Kritischen Treffer oder mit einer Schwäche angreift, könnt ihr einen von drei Team-Angriffen ausüben, welche 2 oder 5 BP kosten oder 1 BP regenerieren. Diese BP erlauben es euch sogar, die gesamte Gruppe über sogenannte Brave Orders zu verstärken oder die Gegner zu schwächen.

Neben den normalen Kämpfen gibt es auch spezielle Kämpfe mit Kampfrüstungen (Divine Knights), welche allerdings nicht so gut ausgeklügelt sind wie das normale System. Die Konfrontationen haben sich meist sehr gezogen und wiederholten sich.

Außerhalb des Kampfes gibt es genug zu tun

Neben den Kämpfen könnt ihr natürlich auch zahlreiche Nebentätigkeiten ausüben. Anfreunden mit Partymitgliedern, Angeln, Anpassung der Fähigkeiten, Fotos, Nebenaufgaben und vieles mehr. Die Welt ist riesig und lädt auch zur Erforschung ein, da es an jeder Ecke Kleinigkeiten zu entdecken gibt. Von fast jedem Kampf bekommt ihr sogenannten Sepiths, die als Ressource zum Aufwerten von Charakteren genutzt werden können. In einer lokalen Quartz-Schmiede kann man Waffen, Quartz oder auch die Slots von Charakteren aufwerten, wo die Steine ausgerüstet werden können. Je höher der Rang ist, umso höher müssen die Slots der Charaktere aufgewertet sein. Ebenfalls kann man einen Master-Quarz ausrüsten, dieser kann ebenfalls trainiert werden und bietet zahlreiche Fähigkeiten und Verbesserungen für Werte. So kann man einen Charakter zum Beispiel speziell wie einen Heiler gestalten und auch noch einige Angriffszauber geben.

Für euer Geld bekommt ihr viel Spielzeit geboten, denn mindestens 60-70 Stunden müsst ihr für euer Abenteuer einplanen. The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel IV bietet ebenfalls einen High-Speed Mode, welcher das komplette Spielgeschehen stark beschleunigt, so können auch manch einseitige Aufgaben recht schnell vorbei sein. Wer aufgepasst hat, wird bemerkt haben, dass ich meistens englische Begriffe verwendet habe. Das liegt daran, dass der Titel nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Wer kein Englisch kann, sollte leider einen sehr großen Bogen um den Titel machen. 

  • 8.7/10
    Hochwertiges JRPG mit kleinen Schwächen - 8.7/10
8.7/10

Fazit: Hochwertiges JRPG mit kleinen Schwächen

Insgesamt hat mich The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel IV sehr überrascht, denn ich habe sofort einen Fortschritt gegenüber Teil 1 erkannt und gemerkt, wie sehr das System perfektioniert wurde. Das Gameplay ist einfach nur sagenhaft gut und lud zum Experimentieren ein. Die Musik hat gekoppelt mit der Story auch einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Allerdings hat die Geschichte erst ab Mitte des ersten Akts so richtig für mich Fahrt aufgenommen und der Prolog schreckt einige Spieler wahrscheinlich ab. Für Fans ist das Spiel aber ein Muss. Neben den kleinen Story-Problemen und dem fehlenden deutschen Text ist der Titel aber ein Muss für jeden RPG-Fan.

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