Spielestudio – Dann mach ich halt mein eigenes Spiel!

Oliver Buge
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Hand aufs Herz, wie oft habt ihr euch schon beim Spielen eines Spiels gedacht: Das hätte ich aber besser gemacht! Mit der Spielestudio-Software für Nintendo Switch, von der es eine kostenlose Demo gibt, könnt ihr zeigen, wie viel Potential als Entwickler:in in euch steckt. Und wer weiß, vielleicht ist das Ganze eine versteckte Aufnahmeprüfung in den Kreis des Nintendo-Entwicklerteams? Eines vorweg: Das Spielestudio ist in erster Linie eine Lernsoftware. Was das genau bedeutet, erfahrt ihr in unserem Spieletest dazu!

Nintendo gewährt einen ausführlichen Blick auf Spielestudio im nachfolgenden Video:

Doch wie läuft das eigentlich mit dem Programmieren? Welche Programmiersprache muss man kennen? Java, C++ oder etwa Phyton? Wer schon einmal Nintendo Labo gespielt hat, könnte das grundlegende Konzept bereits in der Toy-Con-Werkstatt gesehen haben: Man verbindet sogenannten Knotixe miteinander. Einfach das Wunsch-Knotix aus einer von vier Kategorien wählen und je nach Verwendungszweck mit anderen verknüpfen. Ganz so simpel ist es dann leider doch nicht. Es gibt viele verschiedene Bausteine aus denen man wählen darf. Während Objekte wie Kugeln, Zylinder oder Quader noch einfach zu durchschauen sind, wird es bei logischen Operatoren oder Sensoren kniffliger, die passenden Verknüpfungen zu ziehen. Aber hierfür werden euch im Modus “Interaktive Lektionen” Übungen vorgesetzt, in welchen ihr von Bob an die Hand genommen werdet und er euch Schritt für Schritt zeigt, wie ihr zum Beispiel euer eigenes Rennspiel erschafft.

Eine Übung nimmt Zeit in Anspruch

Jede Lektion ist in mehrere Unteraufgaben aufgeteilt, sodass ihr nie die komplette Übung am Stück abschließen müsst. Das ist von Vorteil, denn diese können zwischen 40 und 90 Minuten dauern. Ich persönlich habe die Übungen bevorzugt im Ganzen absolviert. Und dann dauert es nicht einmal eine Minute, bis man die eigenen Kreationen durchgespielt hat. Wer hätte gedacht, dass sich ein Spiel nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln lässt?

Aber nicht nur Bob reicht euch eine helfende Hand. Alice stellt sicher, dass ihr das zuvor gelernte anzuwenden wisst, indem sie euch eine Handvoll Rätsel vorsetzt, bevor die nächste Lektion begonnen werden kann. Außerdem erklärt sie euch die genaue Funktionsweise der einzelnen Knotixe sobald diese das erste Mal in den Lektionen vorkommen. Eine kurze Erklärung über die Funktionsweise kann aber auch während der Programmierung über eine digitale Anleitung aufgerufen werden.

Hat man sich durch die interaktiven Lektionen gearbeitet, kann man die neu erlernten Fähigkeiten im Modus “Freies Programmieren” austesten. Um diesen starten zu dürfen muss man aber nicht zwingend jede Übung im anderen Modus absolvieren, jedoch ist es sehr von Vorteil. Hier kann man auf die abgeschlossenen Übungsprojekte zurückblicken und diese gegebenenfalls kopieren und anpassen. Wer möchte, darf seine Kreationen auch mit anderem Programmierer:innen teilen. Leider läuft das auf eine Art und Weise, die bei Nintendo sehr beliebt zu sein scheint: Per Code. Momentan gibt es leider keine Möglichkeit die Werke anderer Personen zu durchstöbern. Doch die Community war schon fleißig und hat bereits Seiten wie https://mygarage.games/ hervorgebracht. Schaut euch doch mal meine abgeänderte Variante von Alien-Attacke, aus der dritten Lektion, an: G 007 8DX MYN.

Flappy Bird ist eine App des vietnamesischen Entwicklers Dong Nguyen aus dem Jahr 2013. Veröffentlicht wurde sie von .GEARS Studios. Am 8. Februar 2014 kündigte Nguyen über Twitter an, dass er die Anwendung aus den App Stores entfernen werde. Den Grund nannte er später in einem Interview. Er gab an, das Spiel mache süchtig, was seiner eigentlichen Absicht, Flappy Bird zu einem Gelegenheitsspiel zu machen, entgegenstünde. Am 9. Februar 2014 wurde die App sowohl aus dem Google Play Store als auch aus dem Apple App Store kommentarlos entfernt. Diese Ankündigung sorgte im Vorfeld jedoch für einen massiven Download-Zuwachs der App. Auf eBay wurden sogar gebrauchte Smartphones angeboten, auf denen das Spiel bereits vorinstalliert war. Auch von Flappy Bird, wen wundert es, gibt es bereits zahlreiche Versionen auf der oben genannten Webseite – probiert es gerne mal aus!

Maus & Tastatur Support

Beim Programmieren im Handheld-Modus ist es mir hin und wieder passiert, dass ich beim Wischen über die Arbeitsfläche Knotixe unbeabsichtigt verschoben oder Verbindungen neu gesetzt habe. Spielt man das Spielestudio im TV-Modus, können per USB an die Dockingstation angeschlossene Tastaturen und Mäuse verwendet werden, um Eingaben sogar noch ein wenig genauer als mit dem Touchscreen tätigen zu können. Das ist auch dringend notwendig, wenn man viele Objekte in einem kleinen Bereich versammelt hat.

Man hat zwar die Möglichkeit, Texturen für seine Objekte zu malen, allerdings braucht man ein gewisses Maß an künstlerischen Fähigkeiten. Wenn man beispielsweise ein UFO damit anpasst, dann verwandelt sich dieses in ein plattes 2D-Objekt in einer 3D-Umgebung. 3D-Objekte können gar nicht angepasst werden, sodass die meisten Spiele einen gewissen Einheitslook aufweisen. Das Zusammensetzen von 3D-Objekten braucht fast genauso viel Übung wie das Erstellen von Projekten. Wenn man Objekte zusammensetzt, kann man deren Größe, Position, Rotation und Verbindungspunkte mit X, Y und Z Koordinaten beeinflussen. Doch am Ende waren die Objekte doch ganz anders miteinander verbunden als erwartet. Baut man sich solch ein zusammengesetztes Objekt mitten im Level zusammen muss man entweder den Startpunkt jedes Mal neu verschieben oder das Level bis zu dieser Stelle durchspielen, um zu sehen wie das Objekt aussieht. An dieser Stelle wäre es großartig gewesen solche Objekte in einem eigenen Editor speichern zu können, um diese später in andere Projekte zu importieren. Wer einen Baum gebaut hat will diesen in einem anderen Spiel nicht wieder neu erfinden müssen.

Charmante Tutorials und viele kreative Spieleentwickler

Schon wenige Tage nach der Veröffentlichung von Spielestudio haben die Spieler:innen gezeigt, wie viel Potential in der Software steckt. Ich selbst hatte sehr viel Spaß damit, was aber auch ein wenig meinem generellen Interesse an Spielen mit Level-Editoren oder ähnlichem gelegen haben könnte. Wer unsicher ist, ob einem das Spielestudio überhaupt zusagt, sollte vielleicht erst die Demo aus dem Nintendo eShop herunterladen, welche die erste Lektion abdeckt. Die Tutorials sind sehr charmant aufgebaut und erklären die Funktionsweise so, dass auch ein jüngeres Publikum ein Gefühl dafür entwickeln kann, wie (Spiele)-Programmierung funktioniert. Am Online-Modus und den 3D-Objekten darf gerne mit Updates nachgebessert werden. Eine Variante für jene, die nur die Schöpfungen anderer spielen wollen, wäre ein wunderbares Extra.

75/100
Total Score

Pro

  • Ausführliche Erklärungen
  • Rätsel, um Gelerntes zu festigen
  • USB-Geräte werden unterstützt
  • Viele Möglichkeiten

Contra

  • Schwierige optische Anpassungen
  • Arbeitsbereich kann leicht unübersichtlich werden
  • Keine Möglichkeit Kreationen anderer zu durchstöbern
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