Eine nostalgische Reise durch die Zeit – Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition

Tim Henze
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Eine längst vergessene Reihe von Square Enix (damals Squaresoft) ist die Chrono-Reihe. Chrono Trigger erschien, außer in Europa, für das Super Nintendo Entertainment System und ist auch heute noch ein Rollenspiel-Klassiker für eine große Fanbase. 1999 erschien dann für die PlayStation der Nachfolger Chrono Cross. Dieser ist ebenfalls an Europa vorbeigegangen und nur in Nordamerika und Japan erschienen. Auch wenn Chrono Trigger auf Nintendo Switch noch auf sich warten lässt, erscheint am 07. April 2022 sein Nachfolger in einem Remaster. Die Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition enthält neben Chrono Cross auch das SNES-Spiel Radical Dreamers-Unstolen Jewel. Letzteres hat Japan nie verlassen und erstmals nun eine Übersetzung erhalten. Wie sich die Umsetzung der Spiele nun auf Nintendo Switch schlägt, erfahrt ihr in unserem Spieletest.

Voller Emotionen und Trauer

Wo es in Chrono Trigger um Zeitreisen geht, macht Chrono Cross einen Schritt in die Theorie von alternativen Universen/Zeitlinien. Das Spiel beginnt in media res mit Serge und seinen Freunden, welche den berüchtigten Lynx aufsuchen und konfrontieren. Nach wenigen Minuten wacht Serge in seinem Heimatdorf Arni auf und man meint, es war alles nur ein böser Traum. Nach einer kurzen Zeit und einigen Kämpfen gegen Komodos gelangte Serge in einen mysteriösen Zeitstrudel, welcher auf den ersten Blick nichts an der Welt ändert.

In Arni ist aber irgendwas anders (und damit meinen wir nicht nur die Musik), denn keiner der Anwohner außer seine Kindheitsfreundin kann sich an einen Serge erinnern. Dies liegt daran, dass er angeblich gestorben ist, mit dem Alter von sieben. Rasch eilt er zu seinem Grab und sieht, dass er tot ist. Voller Verwirrung wird Serge von einer Gruppe, welche sich zum Clan der Viper zuordnen, angegriffen. Auf einmal tritt die junge Diebin Kid mit in den Kampf hinein, um Serge zu unterstützen.

Serge kann sich nun entscheiden, ob er mit Kid zusammen reisen will oder nicht, was einen alternativen Pfad ermöglicht. Wenig später erfährt die Gruppe aber, dass Serge sich in einer alternativen Welt befindet und sein Leben hier vor vielen Jahren durch einen Unfall beendet wurde. Nach und nach kommen aber viel mehr Unterschiede zu seiner Heimatwelt ans Licht. Zum Beispiel sind die Hydra in der alternativen Welt ausgestorben, was vielleicht später in der Story von Bedeutung sein könnte. Hier endet aber der grobe Abriss der Story, denn Chrono Cross muss man erleben, da die Charaktere sehr liebenswürdig sind und auch viele kritische Themen wie Diskriminierung oder auch Krieg angesprochen werden im späteren Spielverlauf.

Chrono Cross lebt zu einem Großteil von seiner fantastischen Story und entfaltet sich ungefähr zur Hälfte des Titels vollständig. Positiv sei auch zu erwähnen, dass man häufig im Spiel verschiedene Entscheidungen treffen kann, welche nicht nur das eigene Schicksal, sondern auch das von anderen Personen komplett verändert. Das Spiel bietet hierfür auch zum Glück ein Neues Spiel + an, nachdem man eines der verfügbaren Enden gesehen hat.

Rollenspiel mal anders

Chrono Cross hat, anders als sein Vorgänger Chrono Trigger, ein komplett anderes Kampfsystem. Jeder Charakter hat Ausdauer von bis zu 7 und kann diese auch komplett verwenden und kann jederzeit bei einer Ausdauer von 1 bis 7 agieren. Verwendet man Angriffe, welche zwischen 1 und 3 Ausdauer kosten, schreitet der Kampf natürlich für alle anderen Charaktere (und Feinde) voran. Angriffe, welche mehr Ausdauer kosten, haben allerdings eine geringere Trefferwahrscheinlichkeit. Sie geben allerdings 3 “Elementarpunkte” welche die Manapunkte in dem Spiel darstellen.

Jeder Charakter hat, anfänglich ein kleines, ein Elementarbrett in welchem er Zauber, Fähigkeiten und auch Gegenstände ausrüsten kann. Elemente sind in Chrono Cross das, was in vielen anderen Spielen Items und Zauber sind. Ihr könnt diese in Kämpfen, Dungeons oder auch bei lokalen Händlern finden. Gegenstände könnt ihr nur einmal verwenden und die Zauber-Elemente öfter. Hier ist allerdings die Besonderheit zu sehen, dass man im Kampf im Normalfall jedes Element nur einmal verwenden kann.

Deswegen ist es nicht nur vom Vorteil viele verschiedene Elementtypen zu besitzen, sondern auch ein oder zwei Elemente doppelt (wie zum Beispiel Heilung). Wenn ihr dreimal hintereinander dasselbe Element verwenden solltet (z. B. Typ Blau) so wird das Kampffeld in das jeweilige Element umgewandelt und ihr könnt mächtige Beschwörungen ausführen.

Chrono Cross bietet ebenfalls kein klassisches Levelsystem, denn Gegner bringen lediglich Materialien und in seltenen Fällen auch Werte für die aktiven Kampfcharaktere. Nach einem Bosskampf erhaltet ihr eine sogenannte Stufe (Sterne) und alle Charaktere, außer jene, die am Kampfende tot waren, erhalten einen hohen Wertezuwachs (Stärke, TP, Elementarbrett usw.). Nachdem ihr einen Boss bezwungen habt, erhalten die meisten Charaktere in den folgenden Kämpfen die oben erwähnten kleineren Wertezuwächse. So kann man sich speziell auf seine Lieblingscharaktere fokussieren und diese weiterhin verbessern.

Man sollte aber bedenken, dass jeder Charakter Maximalwerte besitzt, welche im normalen Spielverlauf erreicht werden, selbst wenn er den ein oder anderen Kampf tot beendet hat.

Der Schwierigkeitsgrad ist allerdings auf einem recht moderaten Niveau und es gibt nur wenige Momente, wo man auf Probleme trifft. Mit einem ordentlich aufgebautem Elementarbrett und guter Ausrüstung lässt sich allerdings jede Herausforderung meistern. Abseits von Kämpfen gibt es gerne auch einmal ein Minispiel, wo es manchmal sehr mächtige Belohnungen gibt.

Chrono Cross bietet auch 45 rekrutierbare Charaktere, wobei ihr pro Spieldurchlauf nur 25 mit in eure Party nehmen könnt. Einige Storysequenzen und Abläufe finden, je nach Charakterauswahl, auch komplett anders statt. Dies gilt natürlich nicht für alle Charaktere, denn einige sind komplett optional und meistens auch sehr gut versteckt.

Angestaubte Optik und Balsam für die Ohren

Chrono Cross kommt aus einer Zeit, wo vor gerenderte Hintergründe noch normal waren. Die Collection bietet für alle die Möglichkeit, zwischen der verbesserten neuen Grafik zu wählen oder auch dem alten Stil. Dies betrifft hauptsächlich die Porträts, Hintergründe und auch 3D-Modelle. Der neue Stil ist gestochen scharf und schaut auf größeren Displays sehr gut aus. Bei dem alten Stil hingegen handelt es sich um das, was man damals auf der PlayStation erlebt hat, nur halt in HD hochgerechnet.

Es sieht auf größeren Displays zwar relativ verpixelt aus, aber auf dem direkten Handhelddisplay der Nintendo Switch hingegen sehr gut. Die Performance hingegen würden wir als Originalgetreu bezeichnen. Kämpfe laufen immer noch mit 15-25 Bildern je Sekunde, was allerdings eher mit der alten Engine zu tun hat. Dies ist aber nicht so schlimm, denn bei einem langsameren Rollenspiel fällt das nicht so stark ins Gewicht. Die Zwischensequenzen wurden ebenfalls hochskaliert, sehen aber immer noch, dem Alter entsprechend, veraltet aus. Das haben einige andere Remaster (auch von Square Enix selber) besser hinbekommen.

Die Musik hingegen ist eines von Yasunori Mitsudas Meisterwerken und unterstützt jeden Moment im Spiel, sei es ein trauriger oder ein Kampf. Seine aktuelleren Werke kennen einige vielleicht aus Xenoblade und Xenoblade 2. Die Musik wurde minimal überarbeitet und wir konnten nur in ganz seltenen Fällen einen Unterschied zum Original hören. Dies ist auch gut so, denn wie wir bereits berichtet haben, kann man den Soundtrack nicht umstellen und man ist an die neuen Lieder gebunden. Vielleicht bietet aber Square Enix noch einen Patch an, wo man die Musik ebenfalls umstellen kann.

Verbesserungen und Komfortfunktionen

Die Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition bietet neben den oben erwähnten grafischen Verbesserungen auch zwei weitere Kernelemente: Zeitbeschleuniger und Kampfmodifikatoren. Ihr könnt das komplette Spielgeschehen beschleunigen, das heißt sowohl in Kämpfen, als auch auf der Karte. Interessanterweise kann man das Spieltempo auch verlangsamen, wo wir allerdings noch keinen Nutzen für erkannt haben. Für Kämpfe gibt es die “üblichen” Modifikatoren wie, keine Kämpfe, 100 % Ausweichen und automatischer Kampf.

Gerade der automatische Kampf ist ein sehr willkommenes Feature, da einige Monsterkämpfe sich sonst sehr stark hinziehen. Eine der besten neuen Funktionen ist das automatische Speichern, welches bei jeder Möglichkeit den automatischen Spielstand überschreibt. Falls man doch einmal vergessen hat zu Speichern, verliert man so nicht seinen kompletten Fortschritt.

Das andere Feature der Edition ist der Titel Radical Dreamers-Unstolen Jewels, welcher erstmalig lokalisiert wurde. Viel zu sehen gibt es in dem Titel nicht, denn es handelt sich um eine Visual Novel mit viel Text und reichlich Entscheidungsmöglichkeiten. Man könnte dies mit einem interaktiven Buch vergleichen. Auch hier werdet ihr viele verschiedene Endings finden können, einige davon sind auch gut “versteckt”. Storytechnisch ordnet sich der Titel nach den Ereignissen von Chrono Trigger ein (welche Elemente auch häufig erwähnt werden) und lässt euch schon einige Charaktere von Chrono Cross kennenlernen.

Chrono Cross basiert nämlich sehr lose an der Geschichte von Radical Dreamers. Es empfiehlt sich trotzdem zuerst Chrono Cross zu spielen und dann die Visual Novel. Es ist ebenfalls schön zu sehen, dass es beide Titel jetzt komplett in Deutsch auf aktuellen Konsolen zu sehen gibt.


Traumhaft schöne Rollenspiel-Klassiker

Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition
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Die Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition bietet zwei aufpolierte und leicht modernisierte Klassiker, welche erstmals auch in Europa erhältlich sind. Für knapp 20 Euro erhaltet ihr Chrono Cross und seinen kleinen unbekannten Vorgänger und bieten etliche Stunden Spielspaß. Durch die verschiedenen Abzweigungen und rekrutierbaren Charaktere in der Story lohnt sich auch ein zweiter oder auch dritter Spieldurchlauf. Mit 15-25 Stunden Spielzeit ist dies auch gut machbar.
Die Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition bietet zwei aufpolierte und leicht modernisierte Klassiker, welche erstmals auch in Europa erhältlich sind. Für knapp 20 Euro erhaltet ihr Chrono Cross und seinen kleinen unbekannten Vorgänger und bieten etliche Stunden Spielspaß. Durch die verschiedenen Abzweigungen und rekrutierbaren Charaktere in der Story lohnt sich auch ein zweiter oder auch dritter Spieldurchlauf. Mit 15-25 Stunden Spielzeit ist dies auch gut machbar.
90/100
Total Score

Pro

  • Alte Klassiker für aktuelle Konsolen aufgehübscht
  • Komfortfunktionen wie Autosave
  • Fantastische Story und Musik
  • Beide Titel erstmalig in Europa erhältlich

Contra

  • Musik kann nicht zwischen Alt und Neu geändert werden
  • Alter Grafikstil kann auf großen Displays pixelig aussehen
  • Undurchsichtiges Levelsystem
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