Disgaea 7 – Dämonisch absurde Welten

Sephiroth
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Die japanische Strategie Rollenspiel Serie Disgaea geht inzwischen schon in die siebte Runde und schickt Disgaea 7: Vows of the Virtueles mit etwas über einem halben Jahr Verspätung in den Westen. Unter anderem natürlich auch wieder für Nintendo Switch.

Nachdem Teil 6 zuletzt viele Fans etwas enttäuscht zurückgelassen hat, will man dies mit Teil 7 jetzt wieder gut machen. Ob es gelingt, erfahrt ihr in diesem Test.

Die gute alte Unterwelt

Wer Disgaea nicht kennt: Alle Spiele spielen in der Unterwelt bzw. in den Netherworlds und davon gibt es unzählige… nahezu unendlich viele möchte man meinen, erleben wir doch mit jedem neuen Teil zig neue Dimensionen davon.

Und ja, wir sprechen hier eher von Netherworlds als von Unterwelten, denn das Spiel schafft es leider auch mit Teil 7 nicht, endlich mit deutschen Texten versehen zu werden. Aber immerhin bietet die Reihe nach wie vor englische Sprachausgabe und diese ist, wie eigentlich immer, sehr gelungen und fängt den stark übertriebenen Animestil nahezu perfekt ein.

Die Story in Disgaea 7 entwickelt sich hauptsächlich um den Schwertkämpfer Fuji und Pirilika, in derer eigenen kleinen Tauschendimension wir uns zwischen den Kämpfen aufhalten bzw. welche als unsere Basis dient.

Ohne groß Spoilern zu wollen, nimmt die Geschichte in Disgaea 7 viel Platz ein. Denn sie wird vor und nach jedem Kampf sowie zu den Kapitelenden mit vielen Dialogen vertont. Etliches trägt dabei nicht unbedingt direkt zur Handlung bei, bringt uns aber den Charakteren näher, deren Beziehungen zueinander und präsentiert den absolut schrägen und übertriebenen Humor. Wer dem etwas abgewinnen kann, kommt hier absolut auf seine Kosten. 

Die Heldentruppe des siebten Ablegers.

Die Geschichte an sich ist derweil eine relativ typische Disgaea Story mit bekannter Formel und keinen wirklichen Überraschungen. Gut, aber nicht überragend oder herausstechen also. Was die Charaktere an sich angeht, hat man hier eine für meinen Geschmack recht stimmige Komposition gefunden, diese übertrifft für mich aber auch hier nicht die bisherige Höchstleistung der Reihe. (Zum Verständnis: Was Story, Charaktere, Welt etc. angeht steht Disgaea 5 bei mir bislang auf Platz Nummer 1)

Das liest sich vielleicht negativer, als es wirklich ist, denn es ist meckern auf hohem Niveau. Trotz allem bleiben diese Teile des Spiels für mich sehr gut, aber eben nicht on top der Reihe.

Übrigens wird die Story auch in Teil 7 immer noch relativ rudimentär inszeniert, indem man lediglich unbewegte Charakterbilder vor starrem Hintergrund präsentiert bekommt, die ihre Textboxen heruntererzählen.

Wer sich gar nicht für die Story interessiert und sich nur am Gameplay und dem Verbessern seiner Party interessiert, kann übrigens jede Sequenz einfach überspringen.

Kapitelenden werden humorvoll mit völlig sinnfreien angeblichen Spoilern für das weitere Spiel inszeniert.

Kämpfen, Charakterentwicklung und noch mehr kämpfen…!

Kommen wir also direkt zum eigentlichen Spiel: Dem Kampfsystem und der Charakterentwicklung.

Und hier ist Teil 7 (wieder) der König. Man verfügt über eine bis zu 10 Charaktere gleichzeitig fassende Einsatztruppe. Darunter gibt es einige einzigartige Charaktere und (viele) sogenannte Generics. Also Einheiten ohne Hintergrund, die im Prinzip nur die jeweilige Charakterklasse repräsentieren. Im Gegensatz zu Disgaea 6 hat man nun aber endlich wieder SEHR VIELE dieser Klassen zur Auswahl. Dies dürfte vor allem darum möglich gewesen sein, da man in Teil 6 eine ganz neue Engine für das Spiel entwickelte und diese nun schon als Grundlage hatte, sich also mehr auf solche Details fokussieren konnte

Und alle davon mit jeweils einer individuellen Klassenfähigkeit, Evility genannt, und eigenem Statuswertewachstum und Skills.

Es lohnt sich also experimentell zu sein und sich durch die verschiedenen Klassen zu spielen – wobei die Mehrzahl davon über das Spiel hinweg erst freigespielt werden muss.

Außerdem lassen sich alle Klassen zusätzlich zum eigentlichen Aufleveln der Charaktere weiter verbessern. Dies resultiert darin, dass man stärkere Versionen der jeweiligen Klassen erstellen bzw. in diese reinkarnieren kann. Dazu später noch mehr.

Der Kampf läuft dabei absolut Serientypisch ab.

Der Reihe nach kann man rundenbasierend seine Einheiten verteilen, ihnen Befehle geben und den Gegner bekriegen. Die Serie bleibt sich wenig überraschend treu, was vielleicht bei einigen zu Abnutzungserscheinungen führen kann nach so vielen Spielen.

Natürlich sind auch im Kampf die üblichen Elemente vorhanden, die Disgaea von anderen SRPGs unterscheidet. So kann man erteilte Befehle an die Charaktere jeder Zeit wieder abbrechen und neu planen, sofern Aktionen nicht ausgeführt wurden, man kann seine Mitstreiter hochheben (Ja, bis zu 9 mit einer Einheit), sie danach werfen, hoch springen und muss auf sogenannten Geo Panels achten, die bestimmte Böden im Kampf einfärben und mit speziellen Effekten versehen, die sowohl nützlich, als auch hinderlich sein können für Team und auch Gegner.

Zudem kann man so ziemlich alles leveln! Sei es die Charakterklasse, die jeweils getragene Waffe, oder die nutzbaren Skills.

Dazu kommen dann die speziellen Eigenschaften von Teil 7. Etwa, dass die Haupthelden mit der Zeit den Höllenmodus erlernen können, der wie eine Art Limitattacke aufladen und eingesetzt werden kann, als auch die ganz neue Funktion in Disgaea 7: Der Gigentanmodus!

Hat man genug Gegner geschnetzelt oder Schaden genommen, kann man einen Charakter vergrößern, sodass er die gesamte Stage überragt und starke Flächenangriffe ausführen kann. Aber Vorsicht: Der Gegner kann dies auch und wird fast immer damit kontern. 

Eine sehr spaßige, neue Eigenheit der Reihe, die etwas frischen Wind mit sich bringt, aber im Endgame langsam etwas an Bedeutung verliert.

Zu all diesen Dingen kommen dann noch absurde Zahlen in den eigenen Status- und Schadenswerten. Auch wenn sich diese erst später im Spiel entwickeln, denn man fängt natürlich ganz klein ein.

Früh wird man innerhalb der Story aber schon feststellen, dass man nicht einfach nur Mission um Mission absolvieren kann, da der Schwierigkeitsgrad immer weiter ansteigt und man seine Charaktere dafür gezielt in bereits erledigten Missionen noch ein wenig hochpowern muss.

Sich in das System hinein zu fuchsen kann für Neulinge etwas Zeit in Anspruch nehmen, hat man es aber erst einmal verstanden und verinnerlicht, ist es ein Selbstläufer.

Das reine Aufleveln bringt jedoch gar nicht einmal so viel für die Charaktere, der Trick ist: Die Wiedergeburt!

Kenne dein Schlachtfeld!

Erkunden der eigenen Netherworld

Die Wiedergeburt ist das A und O in Disgaea. Denn dadurch werden Charaktere nicht nur nachhaltig stärker, sie können auch in ganz neue Charakterklassen wechseln und dort neue Fähigkeiten lernen, die zum Teil auch in neue Klassen mitgenommen werden können.

Dies gilt jedoch nur für die generischen Charaktere.

Die einzigartigen Einheiten können jeweils nur in ihrer eigentlichen Form reinkarniert werden, können dafür aber ebenso alle anderen Charakterklassen aufleveln.

Die Superreinkarnation aus Teil 6 ist übrigens verschwunden und der Maximallevel wurde wieder auf 9999 gesetzt – aber das ist eine gute Sache. Teil 6 hat es mit den Zahlen dann doch zu sehr übertrieben und letztendlich hat das eher verwirrt und wirkte zudem überladen. Hier hat man den Levelprozess wieder “kompakt” gemacht. Und das fühlt sich auch gut und rund an.

Aber auch wenn die Reinkarnation essentiell ist, gibt es noch sooo viel mehr in unserer kleinen Unterwelt zu tun.

So gibt es die Dark Assembly. Hier werden sowohl die Chars neugeboren, als auch die meisten Aktivitäten freigeschaltet, indem gegen einen Obolus in Form von Mana von Ratsmitgliedern (In Disgaea 7 “Sumos”) abgestimmt wird.

Es gibt die Item World, die Items verbessern kann, indem man in diese eintaucht und sich durch Stages kämpft. Die Waffen selbst lassen sich so also auch leveln.

Dann gibt es das Hospital, in dem man sich heilen kann. Dieses ist besonders erwähnenswert, da das System hier grunderneuert wurde und jetzt sehr viel besser ist.

Es gibt den Squad Shop, den Skill Shop und natürlich die Juice Bar und den Cheat Shop. Gerade letzterer ist für das End bzw. Postgame essentiell, da sich das Spiel hier in großem Maße anpassen und verändern lässt. 

Aber auch ohne die “Cheats” bietet Disgaea 7 dem Spieler einfach über die Optionen massig Quality of Life Features bzw. Anpassungsmöglichkeiten für das individuelle Spielerlebnis.

Im Detail werde ich keine dieser Stationen betrachten, denn das würde den Rahmen sprengen und es ist ohnehin besser, man erlebt es selbst. Und vor allem alte Disgaea Hasen werden wohl ihren Spaß haben, viele kleine und größere Neuerungen bzw. Anpassungen selbst herauszufinden.

Erwähnenswert wäre jedoch noch PvP Modus!

Der ist nicht neu, aber erneut eingeführt. Hier kann man online seine Party registrieren lassen und im Autokampf gegen andere Spieler antreten lassen (Der Autokampf aus Teil 6 ist also wieder da, aber verbessert und außerhalb des Onlinemodus nur in bereits erledigten Storystages anwendbar.)

Das ganze findet alle 7 Tage statt und läuft in diesen 7 Tagen. Und es gibt Preise für die ersten Platzierungen. Ein nettes Feature, was vor allem auch im Postgame eine gute Beschäftigung bietet und alles aus den eigenen Partybaufähigkeiten herauskitzelt.

Na, könnt ihr mein Nummer 1 Team schlagen?

Wer zusätzlich Beschäftigung nach der Story sucht, wird ohnehin glücklich, denn wie immer gibt es den Carnage Modus, der super schwer sein kann auch für Chars, die locker die Story auf maximaler Schwierigkeit solo erledigen. 

Zudem droppen dort auch bessere Items, die wiederum sehr schwere Item Welten generieren.

Und dann ist da noch Baal… der Spieletypisch mächtigste Feind der Reihe, den es zu besiegen gilt…

Man kann also etliche Spielstunden investieren, ohne dass es langweilig wird. Die typische Sogwirkung ist auch vorhanden: noch fix ein paar Level grinden, den Charakter noch x Mal reinkarnieren, die Klasse noch eben leveln etc. … man versinkt vollends im Spiel angesichts der vielen (kleinen) Dinge, die man noch erledigen möchte und schon sind viele Stunden im Nu vergangen.

Wie lautet das Urteil…?

Verdammt guter Höllentripp

Disgaea 7 schafft es gekonnt, mich alle negativen Punkte des Vorgängers vergessen zu lassen und besinnt sich wieder auf die Stärken der Reihe.

Das Kampfsystem besticht wie immer, Generics sind zurück und Mechaniken wurden teils sinnvoll bis großartig überarbeitet. Wenn man im Spielgeschehen versunken ist, wird man spätestens nach der Story auch nicht mehr losgelassen und verschwindet gern in der Sogwirkung des Spiels. Nicht zuletzt der PvP Modus tut hier sein Übriges.

Schade nur, dass es nicht wie im ersten Teil der Reihe möglich ist, in Echtzeit gegen andere Spieler anzutreten.

Die Charaktere und die Story wissen zu überzeugen, kommen aber für mich nicht an die Klasse des Reihenprimus Disgaea 5 heran, der auch nach Teil 7 für mich unerreicht bleibt.

Dennoch bleibt Folgendes im Raum stehen:

Disgaea 7 macht einfach unglaublich viel Spaß! Und gehört für mich zu den besten Ablegern der gesamten Reihe. Eigentlich steht nur Teil 5 höher bei mir im Kurs.

Disgaea 7: Vows of the Virtueles
90 100 0 1
Kritisieren sollte man das nicht zeitgemäße Weglassen deutscher Texte und den verspäteten Release im Westen, gerade bei so einer alten Spielereihe - auch wenn man eher eine Nische bedient (die so viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte). Dennoch kann man hier bedenkenlos zuschlagen!
Kritisieren sollte man das nicht zeitgemäße Weglassen deutscher Texte und den verspäteten Release im Westen, gerade bei so einer alten Spielereihe - auch wenn man eher eine Nische bedient (die so viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte). Dennoch kann man hier bedenkenlos zuschlagen!
90/100
Total Score

Pro

  • Mit Maxlevel 9999 wieder geerdeter
  • Generics sind zurück!
  • Sinnvolle und Gute Neuerungen
  • PvP Modus
  • Viel (Endgame) Content
  • Es ist Disgaea 😉

Contra

  • Keine deutschen Texte
  • Japaner durften schon zu Jahresbeginn spielen
  • Zu viele bezahlpflichtige, teils pay to win artige DLCs (Wobei die Preise noch nicht einsehbar waren)
2 Kommentare
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  1. Das war sehr viel Text, aber sehr übersichtlich gegliedert ^^
    Das Spiel ist halt nichts für mich, will mir aber nicht vorwerfen lassen, Deine Einschätzung nicht gelesen zu haben:
    Ich denke, wer diese Art von Spielen mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen

    1. Ja, Seph schreibt immer seeeehr ausführlich. Was mir richtig gut gefällt. Für mich persönlich ist es auch nichts. Allem voran weil ich die sechs Vorgänger nicht kenne und weil die Reihe bis heute keine deutschen Bildschirmtexte bietet. Ich hoffe ja darauf, dass sie das in Zukunft mal umsetzen – dann würde ich mich versuchen reinzuarbeiten. 😀

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