Zugegeben… wir haben offiziell bereits Frühlingsanfang und das Spiel Blanc lag uns hier bei Nintendo Connect auch schon eine Weile in der Redaktion vor, sodass der Zeitpunkt dieses Reviews etwas verspätet kommt. Aber immerhin habe ich gerade gestern erst noch etwas Schnee vor der Tür gesehen! (Außerdem wollte ich das Spiel in der vollen Coop Erfahrung erleben und dies zu realisieren dauerte länger, als erwartet…)
Das handgezeichnete Koop-Abenteuer von Gearbox Publishing und dem Entwickler Casus Ludi ist seit dem 14. Februar für Nintendo Switch, Steam und im Epic Games Store erhältlich.
Also: Erinnert euch noch einmal an die winterliche Zeit, nehmt euch euren Partner, oder notfalls ein Haustier oder Plüschtier zur Hand und folgt mir ins Winterwunderland mit Blanc, wo ein junges Rehkitz und ein junger Wolf einst dachten, auch sie müssen Winterschlaf halten, weshalb ihre Familien leider ohne sie in andere Gefilde weitergezogen sind.
Dies führt zu einer ungewöhnlichen Allianz der beiden Tiere, um zusammen die Strapazen und Hindernisse überwinden zu können, um ihre jeweiligen Familien wiederzufinden.
Wären es nicht Wolf und Reh, würden einem hier direkt Erinnerungen an das Faultier Sid aus “Ice Age” in den Sinn kommen…
Winterlich, karge Schönheit
Optisch erwartet uns in Blanc eine schwarz weiße Cel Shading Optik mit besonders viel Schnee!
Ein relativ minimalistischer Stil, aber stellenweise recht hübsch anzuschauen und definitiv mehr als zweckdienlich. Die kalte Bedrohung durch einen harten Winter wird hier ebenso gut dargestellt, wie auch die Schönheit großer, weißer Schneelandschaften.
Auf der Suche nach ihren Familien stolpern die zwei ungleichen Kameraden in der Not auch über eingeschneite Dörfer und diverse Hindernisse in Form von kleinen Rätseleinlagen.
Warum in den Dörfern keine Menschen zu sehen sind und warum die beiden Tiere im ersten Dorf nur über die Dächer springen und nicht über den Boden laufen können (Ist dieser etwa Lava? Ach nein… war ja alles voller Schnee…) bleibt allerdings ungeklärt.
Das dürfte den beiden aber auch relativ egal sein, da sie uns als Spieler klar und deutlich machen – und das ohne Sprachausgabe oder Textinformation – dass sie an solche lapidaren Dinge keine Gedanken verschwenden und ihre Familien suchen wollen.
Charmant, süß und zauberhaft, aber keine Offenbarung?
Als männlicher Mann mit langem Bart, langen Haaren und einem Bizeps wie ein Ziegelstein würde ich natürlich niemals das Wort “niedlich” oder ähnliches benutzen! (!!)
Für dieses Spiel mache ich jedoch eine Ausnahme! Denn es gibt kaum Begriffe, die das Zusammenspiel zwischen Wolf und Reh besser beschreiben.
Nicht nur optisch sind die beiden putzig gestaltet, sondern auch ihre Bewegungen und anfängliche Annäherung lässt das Herz von Tierliebhabern höher schlagen.
Die generelle Spielerfahrung ist durchaus angenehm, bietet neben der minimalistischen Grafik aber auch nur eine ebenso minimalistische Steuerung und sehr simple Rätsel, sodass man sich insgesamt mehr an einen Walking Simulator alla Dear Esther oder Edith Finch – nur mit weniger Narrative – erinnert fühlt, als an ein Adventure. Aber genau das will Blanc eben auch sein: Ein Spiel für 2-3 Stunden zusammen mit einer wertgeschätzten Person.
Das Spiel lässt sich übrigens trotz eindeutiger Coop Ausrichtung auch ganz alleine spielen. Hierfür werden Wolf und Reh jeweils mit einem Joycon gesteuert, was gut funktioniert. Die klare Empfehlung liegt hier aber natürlich darin, es zusammen zu erleben, nicht allein.
Die Rätsel selbst sind, wie gesagt, relativ simpel gehalten und gehen kaum über einfachste Schiebe- und Hüpfherausforderungen hinaus, hat aber pro Zwischenlevel meist den Fokus auf ein Hauptelement, etwa das Eskortieren einer Gans und ihrer Küken, oder die Zusammenarbeit mit zwei Ziegen. Dadurch bekommt jeder Abschnitt ein Stück weit seine eigene Identität, was der generellen Abwechslung im Spielfluss zu Gute kommt.
Insgesamt bleibt es aber gameplaytechnisch keine Offenbarung, zumal viele Sprungpassagen etwas ungenau sein können, oder eingegebene Befehle nicht sofort zünden. Auch die generelle Framerate schien mir nicht wirklich die 30 fps halten zu können, wobei ich einem Spiel mit dieser Grafik durchaus locker die 60 fps auf der Nintendo Switch zutrauen würde. Nein, eigentlich MÜSSTE es sie erreichen. Stattdessen gibt es leider immer wieder relativ ruckelige Passagen.
Auch Probleme mit der Übersicht bzw. Sichtbarkeit der eigenen Figur können relativ häufig auftreten, vor allem, wenn der Spielpartner schon ein wenig weiterläuft, da Blanc nicht mit einem Splitscreen arbeitet, sondern die gesamte Szenerie in nur einem Bild festhält.
Etwas schade ist auch die sehr kurze Spielzeit mitsamt einem Wiederspielwert, der eigentlich gegen Null tendiert. Dennoch war es keine verschwendete Zeit, da das Spiel durchaus gut unterhalten konnte.
Für immer im Schnee verloren?
Blanc ist ein sowohl optisch, als auch akustisch ästhetisches Spiel mit Herz und schönen Momenten, perfekt geeignet für einen kurzen, gemeinsamen Spieleabend.
Das seichte Gameplay und die kurze Spielzeit jedoch bieten keinen wirklichen Mehrwert gegenüber vielen, unzähligen anderen Coop-Spielen. Somit bleiben vor allem Charme und Optik die wesentlichen Merkmale, die Blanc in diesem Kontext erwähnenswert machen.
Pro
- Charmante Optik
- Entspanntes Miteinander
Contra
- Sehr Kurz
- Rätsel eher banal
- Kein Wiederspielwert