Mother Russia Bleeds

Karim Ahsan
Mother Russia Bleeds

Viele Jahre hatten Nintendos Konsolen und Handhelds das Image von reinen Kinder- bzw. Familiensystemen und so war man auch bei Nintendo selbst daran interessiert Spiele mit allzu vulgären oder brutalen Inhalten von den eigenen Systemen fernzuhalten. Mit dem Kauf von Marken wie Bayonetta oder Project Zero zeichnete sich dann aber ab der Wii U-Ära langsam aber sicher ein Wandel von diesem familenfreundlichen Image ab. Und so schaffte es nun auch Devolver Digitals ultra-brutaler Koop-Beat’em Up Sidecroller Mother Russia Bleeds auf Nintendo Switch.

Mother Russia Bleeds spielt zur Zeit der noch existenten U.D.S.S.R. im Jahr 1986 und erzählt die Geschichte von einer Gruppe begnadeter Straßenkämpfer, die für Geld ihre Kampfkünste in selbst erbauten Straßenarenen wie Gladiatoren zur Schau stellen. Als unsere Protagonisten eines Tages jedoch ohne jede Vorwarnung von Dutzenden korrupten Polizeikräften bewusstlos geschlagen und inhaftiert werden, nimmt der ohnehin schon harte Alltag für sie alle eine bedeutsame Wendung. So finden sie sich nach ihrem Erwachen in einer heruntergekommenen Gefängniszelle wieder und sind nun Teil eines abartigen Experiments mit einer stark abhängig machenden Droge, die dem Nutzer ungeahnte Kräfte verleiht. Selbstverständlich lässt das unsere System-kritische Straßenbande jedoch nicht auf sich sitzen und so beginnt ein blutiger Rachefeldzug gegen die Drahtzieher der Kidnapper…

Der Mangel an Bier wird diese Nacht sein kleinstes Problem sein..

Das Spielprinzip von Mother Russia Bleeds ist angelehnt an Klassiker wie River Ransom City. Mit gezielten Schlag- und Trittkombos schlagt ihr euch alleine oder mit bis zu drei Mitspielern im Story-Modus durch die auf euch zukommenden Gegnerhorden durch. Wie schon eingangs erwähnt, geizt das Spiel dabei nicht an Brutalität. So dürft ihr erst voranschreiten, wenn auch dem letzten Feind im Bild die Lebenslichter ausgeblasen wurde. Ob ihr dabei euren Gegner bis zur absoluten Besinnungslosigkeit blutig prügelt oder ihn mit Überkopfwürfen auf den Boden werft und mit aufgeladener Schlagtaste seinen Kopf zertrümmert und die Gehirnreste in alle Richtungen spritzen lasst, bleibt dabei ganz euch überlassen. Mittels einer selbst initiierten Drogeninjektion, erlangt ihr zeitlich begrenzt zusätzliche Power und bewegt euch im Rausch doppelt so schnell, wie eure Gegner. Mit etwas Glück gelingen in diesem Zustand auch mächtige Fatality-Angriffe, bei denen das Bild näher heranzoomt und der Gegner mit nur einem einzigen Schlag das Zeitliche segnet. Ab und an findet ihr auf eurem Weg außerdem auch Messer- und Schusswaffen sowie kuriose Gegenstände, wie Eisenstangen, Kloschüsseln, Leitungsmaste oder Klopapier (?!?) welche sich ebenfalls mal mehr, mal weniger effektiv im Kampf erweisen. Dass das Spiel trotz des enorm hohen Brutalitätsgrades in Deutschland noch eine Freigabe erhalten hat, dürfte dabei vermutlich lediglich an der stilisierten 16-Bit-Pixel-Grafik liegen, die manche Details eher erahnen bzw. der Phantasie des Spielers überlässt.

Die skurillen Szenerien lassen einen nicht selten mit offenen Münder dastehen.

Nüchtern betrachtet, bietet das Gameplay und Kampfsystem eigentlich nicht sonderlich viel Abwechslung. Was den Reiz des Spiels ausmacht, ist jedoch die sich immer weiter obskur zuspitzende Handlung, die einen nach und nach mehr in den Bann zieht. Auch die musikalische Untermalung fügt sich thematisch gut ins Spielgeschehen ein und bringt die zwielichtigen Settings oder das von den Protagonisten durchlebte Delirium passend zur Geltung. Neben dem Story-Modus erwartet euch noch eine Art Highscore-Jagd, in der ihr euch durch das Besiegen von Gegnern in verschiedenen Arenen miteinander um die höchste Punktzahl messt. Aufgrund des bereits erwähnten abwechslungsarmen Gameplays kann dieser Modus jedoch nicht wirklich überzeugen und ist mehr ein nett gemeintes Beiwerk.

Preis & Wertung: 14,99 €

Fazit:

Mother Russia Bleeds ist inhaltlich harter Tobak und nichts fürzartbesaitete Naturen und erst recht nichts für Kinder unter 18 Jahren. Alle anderen,die sich auch mit dem Pixel-Look anfreunden können und über das relativ repetitive Gameplay hinwegsehen können, bekommen mit Mother Russia Bleeds eine erwachsene und einzigartig fesselnd bizzare Geschichte geliefert, die für ca. 5-6 Stunden unterhält und gerade im kooperativen Spieldurchlauf Laune macht.

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