Die von US-Präsident Donald Trump neu verhängten Zölle könnten dazu führen, dass Publisher verstärkt auf digitale Veröffentlichungen setzen und physische Spiele immer weiter aus dem Handel verschwinden. Das legt eine Analyse von Mat Piscatella nahe.
Höhere Importkosten für Spiele und Konsolen
Nach wochenlangen Drohungen hat die US-Regierung nun 25 % Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada verhängt. Zusätzlich wurde ein weiterer 10 % Zoll auf Waren aus China angekündigt – zusätzlich zu den bereits bestehenden 10 %. Besonders für die Videospielindustrie könnten diese Maßnahmen gravierende Folgen haben, da sowohl Konsolen als auch physische Spiele in großem Umfang in Mexiko und China produziert werden.
Analysten warnen: Verlage könnten physische Spiele aufgeben
Laut Mat Piscatella (Circana), der sich auf Bluesky äußerte, könnte die Kostensteigerung dazu führen, dass Publisher den physischen Vertrieb zunehmend aufgeben. „Es würde mich nicht überraschen, wenn physische Spiele, die unter die Zölle fallen, einfach nicht mehr produziert werden und stattdessen alles digital veröffentlicht wird. Was für ein Chaos.“
Very small piece of all this, but it wouldn't surprise me to see physical games that would be subject to tariffs simply not get made, with pubs moving to an all digital strategy.What a mess.
— Mat Piscatella (@matpiscatella.bsky.social) 4. März 2025 um 14:21
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Daniel Ahmad (Niko Partners) merkte an, dass die 20 % Zölle auf chinesische Exporte die Konsolenherstellung betreffen, während die 25 % Mexiko-Zölle sich auf die Produktion von Spiele-Discs auswirken. Da der Großteil der nordamerikanischen physischen Spielemedien in Mexiko hergestellt wird, könnten sich die zusätzlichen Kosten direkt auf den Endverbraucher auswirken.
Dr. Serkan Toto schrieb auf X (ehemals Twitter):
Der amerikanische Verbraucher muss ALLE diese Zölle bezahlen, nicht China. Wie Warren Buffet gerade sagte: Zölle sind wie Steuern für die Verbraucher. Eine weitere Runde schrecklicher Nachrichten für die Spielebranche auf der Angebots- und Nachfrageseite.
Der langsame Abschied von physischen Spielen?
Während AAA-Spiele weiterhin physisch erscheinen, sind viele Indie-Titel und kleinere Produktionen bereits nur noch digital verfügbar. Jüngstes Beispiel ist Avowed, das zwar mit einer physischen Verpackung verkauft wurde, aber lediglich einen Download-Code enthielt – kein Spiel auf Disc.
Die Entertainment Software Association (ESA) warnte bereits im Februar vor möglichen Zöllen und deren Auswirkungen: „Zölle auf Videospielgeräte und verwandte Produkte würden Hunderte Millionen Amerikaner negativ beeinflussen und die wirtschaftlichen Beiträge der Branche erheblich schädigen.“
Game Preservation in Gefahr
Ein rein digitales Vertriebsmodell bringt auch langfristige Risiken mit sich. Spielebewahrer warnen, dass ohne geeignete Maßnahmen zahlreiche Titel für immer verloren gehen könnten. Schon jetzt gibt es zahlreiche Online-Spiele, die nicht mehr spielbar sind, weil Server abgeschaltet oder digitale Shops geschlossen wurden. Selbst physische Discs sind oft nur noch Lizenzschlüssel – ohne funktionierenden Store wären sie in Zukunft wertlos.
Steigende Kosten und die Zukunft der physischen Spiele
Die neuen Importzölle könnten die bereits sichtbare Entwicklung zu digital-only weiter beschleunigen. Während einige Gamer auf Bequemlichkeit setzen, bleiben Sammler und Spielebewahrer besorgt über den potenziellen Verlust von Videospielgeschichte. Ob Publisher weiterhin an physischen Veröffentlichungen festhalten oder den digitalen Markt endgültig bevorzugen, wird sich in den kommenden Monaten und Jahren zeigen.