Zelda trifft Stardew: Video-Test zu Yonder

Kevin Krämer
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Früher war Open World eine Neuheit, heute ist es fast schon Standard. Aber schaut man sich die Titel mit einer offenen Welt an, dann fällt auf, dass nicht die Spielwelt im Vordergrund steht. Die Quests oder das Gameplay nutzen die Open World lediglich als Kulisse. Das ist bei Yonder – The Cloud Catcher Chronicles anders. Hier fühlt ihr euch gleich als Teil einer riesigen Welt – und nicht anders herum. Aber was macht der Titel so anders? Yonder gibt es für PC, PS 4 und Nintendo Switch für rund 30 €.

Murk statt Batman

Dass das Spiel auf eine offene Welt setzt, ist bei ehemaligen Rocksteady-Entwicklern, die sich mit der Batman Arkham-Reihe ausgezeichnet haben, nicht verwunderlich. Doch hier ist der Fokus ein anderer – ihr seid kein Superheld oder anderer Übermensch. Lediglich euer Alter Ego, den ihr zuvor in Aussehen, Geschlecht und Körperform festlegen dürft, stürzt sich in ein großes Fantasy-Abenteuer. Dafür ist eure Quest nicht minder wichtig – sammelt auf der Insel Gemea Feen ein, um den Murk zu vertreiben. Das ist eine Art magischer Nebel, der euch den Zutritt zu den verschiedenen Arealen versperrt.

Breath of the Wild light

Das Game macht dabei von Anfang viel richtig – soll heißen bereits zu Beginn fühlt ihr euch dank des liebevollen Grafikstils und der stimmig inszenierten Welt mit viel Weitsicht willkommen. Auch die restliche Soundgestaltung trägt zu der Atmosphäre bei. Da zirpen die Grillen, da grummeln die Quest-Geber und die Soundeffekte wabern auch wollig warm dahin. Das Spiel mit der Lichtstimmung über die Laterne, die ihr mit euch herumschleppt, inszenieren den Wetterwechsel der über die unterschiedlichen Landschaften der Insel fällt. Kein Wunder, dass man hier richtig Spaß auf’s Erkunden bekommt. Dabei ist die Kamera auch immer weiter schräg hinter dem Helden auf die Ferne ausgerichtet. Aber auch dank der knuffigen Tierchen und Gesellen, auf die ihr im Laufe des Abenteuers zuhauf trefft, entsteht ein warmes Spielgefühl im Bauch.

Hohe Ziele nur teilweise erreicht

Doch muss man bei so einem ambitionierten Projekt Abstriche machen. Und das tut Yonder auch. Denn die Quests entsprechen zumeist den gängigen Hol- und Bring-Quests aus Online-Rollenspielen. So also auch hier – aber halt ohne „Online“. Auch, wenn man sich nicht von der liebevollen Umgebung einlullen lassen möchte, kann man die Charakter-Modelle als grobschlächtig bezeichnen. Auch dem Crafting mangelt es ebenfalls an Tiefgang wie auch der persönlichen Farm, die man im Laufe des Spiels gründet. Und beim Zocken hatte ich gelegentlich auf der Switch ein paar Frameraten-Einbrüche, was mich zusammen mit seltenen Physik-Aussetzern wieder daran erinnert hat, ein Spiel zu spielen.

Verzaubert werden und sich verzaubern lassen wollen

Kurzum: Wer mit der Einstellung an Yonder herangeht es nicht zu mögen, da man den Entwicklern den Erfolg ihres Experiments (große lebendige Spielwelt zum Budgetpreis) nicht gönnt, der wird fündig werden. Beim Rest kann man meckern, muss man aber nicht. Ihr könnt die klobigen Charaktermodelle als Stilelement akzeptieren, den niedrigen Schwierigkeitsgrad als Möglichkeit sehen die Insel ungestört zu erkunden und und und… Aber allein bei den Quests und der Farm hätte man mehr Sorgfalt und Abwechslung walten lassen können. Zurück bleibt ein sympathisches Spiel, wo ihr gelegentlich mal verzaubert werdet und euch dann mal wieder verzaubern lassen wollt, um nicht die Illussion zu verlieren. Großer Open-World-Zirkus für kleines Geld also.

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