In den 90er-Jahren betrat ein neuer Videospielheld die heimischen Konsolen: Gex der Gecko. Sein erstes Abenteuer aus dem Jahr 1996 war noch ein klassisches 2D-Jump-’n’-Run, doch ab seinem zweiten Auftritt wagte er den Sprung in die dritte Dimension. Doch wer ist dieser Gex eigentlich?
Gex ist ein Gecko auf Hawaii, der früher gerne surfte und mit seinen Freunden abhing. Nachdem sein Vater, ein NASA-Mitarbeiter, bei einer Explosion ums Leben kam, kapselte sich Gex ab und entwickelte eine Obsession fürs Fernsehen. Als sein wohlhabender Onkel verstarb, kaufte er sich von seinem Erbe auf Maui das größte Haus, das umfangreichste TV-Setup und Vorräte für Jahrzehnte – alles, um seinen Traum zu leben: rund um die Uhr fernsehen. Ist diese aufwändige Hintergrundgeschichte später noch relevant? Nein – aber man muss ja wissen, warum der Typ so gerne vor der Glotze hängt!
Gex (1996)
„Gex“ ist der erste Teil rund um den gleichnamigen Protagonisten. Das Spiel erschien ursprünglich am 28. August 1996 für 3DO und am 30. August 1996 für Sega Saturn, PlayStation und Windows. Während er gerade fernsieht, verschlingt er ahnungslos eine Fliege – doch diese wurde vom bösen Rez geschickt. Rez will Gex als Maskottchen für seine TV-Sendergruppe rekrutieren. Mit der Fliege im Magen wird Gex in den Fernseher gezogen und landet unfreiwillig in der sogenannten „Media Dimension“.
Dort erwarten ihn insgesamt sechs Welten bzw. „Sender“, die jeweils ein Filmgenre repräsentieren – inklusive einer Bonuswelt. Wobei die letzte Welt die Heimat von Rez ist, der ich kein Genre zuschreiben würde:
- Friedhof (Horror)
- Neu Toonland (Cartoon)
- Dschungel-Insel (Abenteuer)
- Kung Fuville (Martial Arts)
- Rezopolis
- Planet X (Sci-Fi)
Ziel ist es, in jedem Level eine Fernbedienung zu finden, um das nächste Level freizuschalten. Diese muss man manuell über die Übersichtskarte einsetzen. Leider kann man nicht selbst wählen, welches Level man öffnet – der zusätzliche Menüschritt wirkt dadurch etwas unnötig. Zusätzlich gibt es in jedem Abschnitt eine spezielle Fernbedienung, mit der man die nächste Welt betritt.

Bosskämpfe sind vorhanden, wirken aber eher optional. Da es keine Speicherfunktion gibt, muss man sich Passwörter notieren – besonders in späteren Levels eine große Hilfe.
Optisch vereinen sich gepixelte Umgebungen mit einem deutlich 3D-artigen Charaktermodell, was erstaunlich gut harmoniert. Jede Welt bringt passende Gegner und Gefahren mit – man merkt die Liebe zum Detail.
Besiegt man schließlich Rez, kehrt Gex aus der Media Dimension zurück und kann endlich wieder ungestört fernsehen.
Gex: Enter the Gecko (1998)
Enter the Gecko erschien 1998. Der Alternativtitel lautet Return of the Gecko. Je nach Konsole/Region heißt es 3D, 64 oder ein Zusatz fehlt. In Japan heißt das Spiel SpinTail.
Nach seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit frönt Gex einem Leben in Einsamkeit. Zwei Jahre lang beginnt jeder Tag mit „Kung-Fu Theater“. Aus Tagen werden Wochen – alles verschwimmt zu einem gigantischen Fernsehmarathon.
Eines Tages stehen Regierungsbeamte vor seiner Tür: Rez ist zurück in der Media Dimension, und sie halten Gex für verrückt genug, sich ihm zu stellen. Ein Koffer voller Geld und ein Agentenanzug später steht der Deal.
Das Intro von „Gex: Enter the Gecko“ ist – wie schon im ersten Teil – vollständig vorgerendert. Die Sequenz ist gealtert, besitzt aber ihren ganz eigenen Charme.
Im Hub-Areal des Spiels stehen zu Beginn zwei Level zur Auswahl: eines mit Horror- und eines mit Cartoon-Thema. Anders als im Vorgänger gibt es nun mehrere Aufgaben pro Level – meist drei –, die ähnlich wie bei „Super Mario 64“ vorab ausgewählt werden. Habt ihr euch für eine Mission entschieden, gibt es eine kurze Kamerafahrt über das entsprechende Ziel, wodurch ihr einen Anhaltspunkt bekommt, was überhaupt zu tun ist, falls die einzeilige Beschreibung etwas schwammig war. Unabhängig von der gewählten Mission kann man aber auch eine andere abschließen, falls ihr zufällig über die Lösung gestolpert sein solltet.

Jedes Level ähnelt verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen, so gibt es z. B. Anspielungen auf die Looney Tunes, Terminator, sowie andere Comic-, Kungfu- und Science-Fiction-Filme. Zudem lässt Gex auch immer passende Kommentare von sich, welche auf den jeweiligen Film anspielen.
Für jede Hauptaufgabe erhält man eine rote Fernbedienung, mit der weitere Level freigeschaltet werden. Zusätzlich gibt es zwei weiße Fernbedienungen pro Level: Eine ist gut versteckt, die andere gibt’s für das Sammeln von 150 Items – die man durchs zerstören von Gegenständen, besiegen von Gegnern oder einfach so bekommen kann. Mit den weißen Fernbedienungen kann man Bonuslevel öffnen. Goldene Fernbedienungen erhält man in Boss-Leveln. Viele Fernbedienungen also – hat in der Media Dimension noch niemand von Universalfernbedienungen gehört?
Das größte Manko: Auch dieser Teil bietet keine Speicherfunktion. Ziemlich doof, wenn man das Spiel quasi in einem Rutsch durchspielen muss. Ich hatte damals die N64-Version des Spiels und das könnte der Grund gewesen sein, warum ich es damals nie durchgespielt habe. Ziemlich doof, wenn man das Spiel quasi in einem Rutsch durchspielen muss. Ich hatte damals die N64 Version des Spiels und das könnte der Grund gewesen sein, warum ich es damals nie durchgespielt habe. Dafür gibt es aber Cheats! Die Cheats, die damals für die Playstation Variante funktioniert haben, funktionieren auch heute noch. Das gilt übrigens für alle drei Spiele der Trilogie. Kennt ihr noch MogelPower.de?
Das Leveldesign ist liebevoll und thematisch stimmig, aber die technische Umsetzung trübt das Erlebnis: Sichtweiten-Nebel, wohin das Auge reicht – zur Entlastung der Konsolenleistung. Anders als bei „Silent Hill“, wo Nebel ein Stilmittel war, wirkt er hier störend. Da die Cheats der PlayStation-Version funktionieren, liegt es nahe, dass für die Trilogie die PlayStation-Version des zweiten Teils verwendet wurde – was zur Folge hat, dass das exklusive N64-Level „Gecques Cousteau“ (eine Anspielung auf „Titanic“ von James Cameron) fehlt, während das Level „Poltergex“ (Anspielung auf „Poltergeist“) enthalten ist.
Gex 3: Deep Cover Gecko (1999)
Deep Cover Gecko ist der dritte Teil der Spielserie und erschien 1999 für Sonys PlayStation und das Nintendo 64. Die Game Boy Color Fassung trägt den Titel Deep Pocket Gecko.
Gex sitzt – wenig überraschend – wieder vor dem Fernseher, als Agent Xtra, Chefin der TV-Terrorabwehr-Einheit, Kontakt aufnimmt: Rez hat sie entführt! Um sie zu befreien, muss Gex sich durch zahlreiche Welten kämpfen, darunter Pyramiden, den Wilden Westen oder auch die Arktis. Gex teleportiert sich in seine Einsatzzentrale innerhalb der Media Dimension, um erneut Fernbedienungen zu sammeln.
Agent Xtra wird im Spiel durch Marliece Andrada in Full-Motion-Videos (FMV) dargestellt – echte Filmaufnahmen, die ins Spiel eingebettet wurden.
Spielerisch bleibt vieles beim Alten. Pro Genre gibt es nun nur noch ein Level, dafür erhält Gex jeweils ein passendes Kostüm. Die Levels sind größer, die Sichtweite verbessert – ein klarer Fortschritt. Man kann quasi weiter sehen, als man einen Kung-Fu beherrschenden Gecko werfen kann.

Die Sammelgegenstände in den Leveln wurden ebenfalls angepasst:
- Goldene Fliegenmünzen: 100 pro Level – 50 für ein Extraleben, 100 für eine geheime Fernbedienung
- Pfotenmünzen: 10 pro Level und im Hub – 25 erhöhen die maximale Lebensenergie
- Bonusmünzen: 3 pro Level und im Hub – notwendig für den Zugang zu Bonusleveln
Mein Feind, die Kamera
Der größte Kritikpunkt an den 3D-Ablegern: die Kamera. Sie wechselt ständig unkontrolliert – in den unpassendsten Momenten – den Blickwinkel und ist meist zu nah am Charakter. Ein bisschen Abstand wie von Lakitu wäre wünschenswert gewesen. Und wenn man dann doch mal selbst drehen musste, war sie unglaublich träge. Vergesst Rez, die Kamera ist der wahre Schurke dieser Spiele!
Technische Verbesserungen & Extras
Die Trilogie startet die Spiele nicht einfach nur, sie bietet Komfortfunktionen und Extras. Während Teil 1 und 2 ursprünglich keine Speicherfunktion hatten und Teil 3 auf Memory Cards (PlayStation) bzw. Controller Packs (Nintendo 64) angewiesen war, kann man nun jederzeit speichern – durch Druck des rechten Sticks (und dann noch den entsprechenden Menüpunkt wählen). Da die Memory Card der Playstation nicht mit eurer Konsole der Nintendo Switch-Familie kompatibel ist, musste für diese Neuauflage eine Ersatzlösung her. Ein dezenter Hinweis erscheint beim Spielstart, kann aber leicht übersehen werden.
Über dieses Menü könnt ihr außerdem auch einstellen, in welchem Format euch die Spiele dargestellt werden sollen. Ebenfalls enthalten: Bildformate (Vollbild, 4:3, 16:9) mit optionalen Hintergründen. Einen CRT Filter, um einen Röhrenfernseher zu simulieren, gibt es auch, da ich aber kein Fan von solchen Filtern bin, war dieser die ganze Zeit ausgeschaltet. In den Extras gibt es dann noch Artworks, Schachtelkunst, Anleitungen und Videos, wie Trailer oder Interviews. Und im Musik Menü könnt ihr euch den kompletten Soundtrack geben.
Highlight: Die Rückspulfunktion. Versprungener Sprung? Vom Boss getroffen und besiegt? Einfach zurückspulen – nie passiert!

Während die Musikstücke ein reiner Ohrenschmaus sind, wird das vom Sounddesign wieder ruiniert. Repetitive Sounds nerven irgendwann und die Sprüche des Geckos nutzen sich ab. Und die schlechte Audioqualität in jedem der Spiele trägt erheblich dazu bei, denn oft habe ich nicht wirklich heraushören können, was er denn gerade sagt, obwohl ich den Sound aufgedreht habe und direkt am Lautsprecher war. Hier hätte man die alten Aufnahmen gerne aufpolieren können.
Positiv stechen vor allem die neuen Features wie Rückspulen, Speichern und Bonusinhalte heraus.
Aktuell ist die GEX Trilogy leider nicht auf der Nintendo Switch 2 spielbar. Das Problem hierfür wurde bereits identifiziert und man will versuchen, zeitnah ein Update nachzuschieben – dieser Umstand fließt daher nicht in die Bewertung ein. Ein entsprechender Patch ist laut einer uns vorliegenden Pressemitteilung seit einigen Tagen bei Nintendo in Arbeit und wird in Kürze veröffentlicht – also haltet euch bereit.
Das Team von Limited Run Games hat kürzlich eine Ankündigung zu ihren Switch-Titeln gemacht:
Die Trilogie beruht auf der Carbon Engine von Limited Run Games. Mit diesem exklusiven Entwicklertool ist es ein Leichtes, alte Klassiker auf moderne Konsolen zu portieren und somit einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Mit der Abwärtskompatibilität zur Nintendo Switch 2 scheint es derzeit jedoch noch Probleme zu geben.
Der vergessene Videospielheld ist zurück
GEX TrilogyPro
- Rückspulfunktion
- Nimmt sich selbst nicht ernst
Contra
- Schlechtes Sounddesign
- Sprüche nutzen sich schnell ab
- Hinweis auf Trilogiemenü innerhalb der Spiele geht zu sehr unter