Mit der Einführung der neuen Softwareschlüssel-Karten für die kommende Nintendo Switch 2 wächst die Kritik unter Bewahrern digitaler Spiele. Obwohl die neue Generation physischer Spielkarten äußerlich traditionellen Cartridges ähnelt, enthalten sie nicht mehr das vollständige Spiel – stattdessen dienen sie lediglich als Download-Schlüssel.
Was sind Game-Key Cards?
Nintendo beschreibt die neue Technik so:
Softwareschlüssel-Karten unterscheiden sich von regulären Softwarekarten, da sie nicht die vollständigen Daten des Spiels enthalten. Die Softwareschlüssel-Karte fungiert stattdessen als dein „Schlüssel“, um das vollständige Spiel über das Internet auf deine Konsole herunterzuladen.
Sobald die Spieldaten heruntergeladen wurden, kannst du den Titel spielen, indem du die Softwareschlüssel-Karte in deine Konsole einsteckst und das Spiel startest.
Verfügbarkeit und Kritik
Bisher scheint der Großteil der angekündigten Third-Party-Spiele für Switch 2 nur als Softwareschlüssel-Karte zu erscheinen. Bei einem ersten Listing der japanischen Einzelhandelskette Yodobashi trugen alle elf gelisteten neuen Spiele das Logo der Game-Key Card auf der Verpackung – mit wenigen Ausnahmen wie Cyberpunk 2077 oder der westlichen Version von Daemon X Machina: Titanic Scion.
Diese Entwicklung sorgt für Unruhe – insbesondere in der Szene der Spielebewahrung (Game Preservation). Denn: Sollte Nintendo eines Tages die Server des Switch 2 eShops abschalten, könnten viele dieser physischen Spiele unspielbar werden.
Stimmen aus der Branche
In einem neuen Bericht von GamesIndustry.biz haben mehrere Personen, die mit der Bewahrung und Wiederveröffentlichung von Spielen zu tun haben, ihre Ansichten zu dieser Situation dargelegt.
Stephen Kick, CEO von Nightdive Studios (bekannt für die Neuveröffentlichung klassischer Spiele), äußerte sich enttäuscht:
Es ist etwas ernüchternd, Nintendo so etwas machen zu sehen. Man würde hoffen, dass ein so traditionsreiches Unternehmen das Thema Spieleerhalt ernster nimmt.
Prof. James Newman, Mitgründer der Videogame Heritage Society, sieht die Entwicklung etwas nüchterner:
Selbst Spiele, die auf Cartridges ausgeliefert werden, sind heute selten in ihrer finalen Form. Day-One-Patches, Updates und Erweiterungen machen die physische Version oft ohnehin zu einem reinen Aktivierungsobjekt – vergleichbar mit einem Dongle für ein digitales Produkt.
Auch Paul Dyson vom International Center for the History of Electronic Games (The Strong Museum, New York) sieht die Entwicklung als Teil eines Trends:
Die Zukunft, in der Spiele vollständig digital sind, ist unausweichlich. In gewisser Weise war Nintendo bislang sogar der langsamste große Konsolenhersteller, diesen Weg zu gehen.
Mit den Softwareschlüssel-Karten (Game-Key Cards) geht Nintendo einen weiteren Schritt in Richtung rein digitaler Vertriebsmodelle – für viele Gamer und Bewahrer digitaler Kultur ein Schritt mit Schattenseiten. Der tatsächliche Einfluss dieser neuen Form der Spieleveröffentlichung wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen – spätestens dann, wenn es um den langfristigen Zugang zu heutigen Switch 2-Spielen geht.