Die Pokémon-Reihe ist heute eine der größten Medienmarken der Welt. Doch ihr Erfolg war keineswegs garantiert – besonders nicht außerhalb Japans. In den frühen Tagen gab es erhebliche Zweifel, ob und wie sich die Serie international vermarkten ließe. Eine neue Interview-Reihe der Video Game History Foundation zeigt nun, wie Nintendo of America in den 90ern ernsthaft darüber nachdachte, die Serie für den westlichen Markt radikal zu verändern.
Eine „düstere“ Neuinterpretation von Pokémon?
Als Pokémon 1996 in Japan erschien, war es ein sofortiger Hit. Doch Nintendo of America sah in dem schwarz-weißen RPG mit stark japanischem Charakterdesign ein großes Problem. Gail Tilden, damalige Werbeleiterin von Nintendo of America, erzählte im Interview, dass die Marketing-Abteilung mehrere Ideen entwickelte, um das Spiel für den US-Markt anzupassen – einige davon wären heute undenkbar.
„Unsere Werbeagentur fragte uns: Könnten wir einfach die Artworks ändern, das Ganze ‚rauer‘ machen und Graffiti an die Wände schmieren? Oder sogar: Könnten wir das Spiel so gestalten, dass alle Spieler in einer Baseball-Liga spielen und nicht in einer Pokémon-Liga?“ erzählte Tilden.
Wir erinnern uns: Auch Kirby war den Amerikanern zu niedlich und wurde „wütender“ gemacht. Es scheint jedoch, dass Nintendo nicht wirklich glaubte, Kirby wütend zu machen – vielmehr sollte die Figur einen Blick zeigen, in dem er „allen Widrigkeiten zum Trotz entschlossen“ ist.
Warum Nintendo sich für das Original entschied
Doch während diese internen Diskussionen liefen, wurde Pokémon in Japan immer populärer. Anime, Comics und Merchandise boomten, und ein zu drastischer Umbau des Spiels hätte nicht mehr zum Gesamtbild der Marke gepasst. Laut Tilden war es letztlich Minoru Arakawa, damaliger Präsident von Nintendo of America, der entschied, das Spiel originalgetreu nach Nordamerika zu bringen.
Der riskante Pokémon-Launch in den USA
Trotz dieser Entscheidung blieb die Unsicherheit bestehen. Würde Pokémon in Nordamerika wirklich ankommen? Nintendo startete eine gewaltige Marketing-Kampagne, darunter eine Tour mit Volkswagen Beetles im Pikachu-Design. Doch nicht alles war ein Erfolg: Eine Kooperation mit Kentucky Fried Chicken scheiterte, weil sie zu früh gestartet wurde, bevor die Marke wirklich bekannt war.
Ein Glück, dass Pokémon blieb, wie es war
Rückblickend ist klar, dass Nintendo die richtige Entscheidung getroffen hat. Heute ist Pokémon größer denn je, mit Rekordumsätzen und Millionen treuer Fans weltweit. Doch hätte sich Nintendo damals für eine „düstere“ Variante oder ein Baseball-Theme entschieden, wäre die Erfolgsgeschichte möglicherweise ganz anders verlaufen.
Hättest du ein härter, kantiger und weniger kindlich wirkendes Pokémon-Spiel oder eine Baseball-Version davon gespielt? Schreib es uns in die Kommentare!
Deswegen heißen Reisbällchen Donuts im Anime!